Militärbischof für Diskussion über traumatisierte Soldaten

Bielefeld/Detmold (epd). Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann ist für eine offene Diskussion über Bundeswehrsoldaten, die bei Afghanistan-Einsätzen traumatisiert wurden. Über die psychischen Verletzungen müsse öffentlich gesprochen werden, sagte Dutzmann in einem Interview der in Bielefeld erscheinenden evangelischen Kirchenzeitung "Unsere Kirche". "Das müssen die Parlamentarier und die Bevölkerung wissen", betonte der lippische Landessuperintendent, der im Nebenamt Mililtärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Dutzmann warb auch für eine größere gesellschaftliche Anerkennung des Bundeswehreinsatzes. Die Mehrheit der Bevölkerung interessiere sich nicht für den Dienst der Soldaten, kritisierte der Theologe. Die Frauen und Männer seien jedoch nicht aus eigenem Wunsch, sondern im Auftrag des Parlaments in Afghanistan. "Darum kann man nicht sagen: Das ist Berufsrisiko, wenn sie traumatisiert oder körperlich geschädigt zurückkehren." Man könne zwar darüber streiten, ob der Einsatz in Afghanistan sinnvoll sei, das sei jedoch ein anderes Thema.

Eine Abschaffung der Wehrpflicht sieht der EKD-Militärbischof mit Skepsis. Wenn die Menschen kaum noch jemanden in ihrem Umfeld kennen würden, der Dienst bei der Bundeswehr tue, dann sinke die gesellschaftliche Akzeptanz noch weiter, befürchtet Dutzmann. Ein Berufsheer berge zudem die Gefahr, dass sich dort viele Leute versammelten, die im zivilen Leben nicht zurechtkämen. Eine moderne Söldnertruppe könne niemand wollen, unterstrich Dutzmann.

Die kirchliche Arbeit bei der Bundeswehr betrachtet Dutzmann als Herausforderung. Die Bundeswehr rekrutiere sich zunehmend aus jungen Männern und Frauen aus Ostdeutschland. Viele von ihnen hätten keine oder nur eine geringe religiöse Bildung. "Da müssen wir verständlich von Gott reden und gut erklären können, warum es sich lohnt, im Leben und im Sterben auf Gott zu vertrauen", sagte der Theologe.

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05. März 2009