Pädagoge: Religionsunterricht ist wichtiger Ort für Trost

Frankfurt a.M. (epd). Für die Überwindung von Sprachlosigkeit und für Trost nach Gewalttaten ist nach Ansicht des evangelischen Religionspädagogen Friedrich Schweitzer der Religionsunterricht ein wichtiger Ort. Religionslehrer würden von den Betroffenen einer Gewalttat wie des Amoklaufs in Winnenden oder eines Schüler-Suizids vor allem als Seelsorger gesehen, sagte der Tübinger Wissenschaftler in einem epd-Gespräch. Wie ein Pfarrer werde er mit den Fragen, Sorgen und Ängsten, aber auch Wut konfrontiert, die dieses Geschehen bei Mitschülern, Lehrern und Eltern auslöse.

Auf einer zweiten Ebene sei der Religionsunterricht geeignet, das Thema Gewalt in der Gesellschaft zu erörtern, sagte Schweitzer. Im Unterricht könnte für eine "Ethik der Gewaltfreiheit" sensibilisiert werden. Die Bildung von Werten habe hier ihren Platz. In den Lehrplänen für den Religionsunterricht sei weiter vorgesehen, dass die Grundfrage nach dem "Bösen" behandelt werde, sagte Schweitzer. Was gehe eigentlich in einem Menschen vor, der eine solche Gewalttat verübt, sei ein Aspekt. Strafe und Resozialisierung seien weitere Themen.

Für die langfristige Verarbeitung misst der Pädagoge auch Medienerziehung und -ethik eine zentrale Rolle bei, gerade im Hinblick auf Nachahmungstaten. Zudem komme es darauf an, die Schüler in ihren sozialen Fähigkeiten zu fördern. Dabei gehe es um die Fragen, wie aufmerksam das soziale Nahfeld wahrgenommen werde und wann Eingreifen gefragt sei.

13. März 2009