Kirchentagspräsidentin setzt auf Dialog - Karin von Welck ist von der Ökumene geprägt

Von Klaus Merhof (epd)

Hamburg (epd). Für Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (61) wird Bremen ein ganz besonderer Kirchentag - nicht nur, weil sie dessen Präsidentin ist. Im 60. Jahr der Bundesrepublik Deutschland feiert auch der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) sein 60-jähriges Bestehen, der erste fand 1949 in Hannover statt. Und 500 Jahre Johannes Calvin, 200 Jahre Charles Darwin und 20 Jahre Mauerfall machen Bremen (20. bis 24. Mai) endgültig zum "Kirchentag der Jubiläen". Noch wichtiger findet von Welck, dass für Bremen erstmals in der Kirchentagsgeschichte eine Frage zur Losung wurde. "Mensch, wo bist du?" sei ein Motto, das angesichts der weltweiten Finanz- und Umweltkrise unmittelbar die Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen stelle. "Niemand kann sich herauswinden, jeder einzelne ist an seinem Platz gefragt."

Bremen werde daher noch stärker als andere Kirchentage ein Ort des Dialogs, hofft von Welck. Im Blick auf die Weltreligionen gebe es sogar erstmals einen direkten "Trialog" zwischen Juden, Christen und Muslimen. Auch hier provoziere die Kirchentagslosung mit ihrer Betonung des "Menschseins" neue Antworten für gesellschaftliche Offenheit und Toleranz. Vielleicht könne Bremen auch neue Impulse setzen für das gemeinsame Abendmahl zwischen Protestanten und Katholiken. Die Ökumene sollte ohnehin viel stärkeren Einzug in die kirchliche Praxis auch der Amtskirchen finden, wünscht sich die Protestantin. Sie selbst wurde in einer katholischen Kirche evangelisch getauft. Ihre Trauung wurde nach katholischem Ritus in einer evangelischen Kirche vollzogen.

Sonntägliche Gottesdienstbesuche entscheide sie mit ihrem katholischen Ehemann ganz pragmatisch: "Wir gehen in die Kirche, die die nächstgelegene ist." Christen seien gesamtgesellschaftlich schon heute in der Minderheit. Da gehöre manches Trennende einfach aufgebrochen. Unkonventionelle Ansichten leistet sich von Welck gerne. Sie sei eine "Quereinsteigerin" in Politik und Kirche, sagt die studierte Politikwissenschaftlerin, Völkerkundlerin und Germanistin. Daher rühre auch eine gewisse Unabhängigkeit. Bevor sie im März 2004 von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) als parteilose Kultursenatorin nach Hamburg berufen wurde, wirkte sie sechs Jahre lang als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder. In Mannheim war sie von 1990 bis 1998 Direktorin des Reiss-Museums, 1994 wurde sie Honorarprofessorin. 1986 erhielt von Welck den Deutschen Jugendliteraturpreis für das Kindersachbuch "Bisonjäger und Mäusefreunde - Wie die Indianer in Nordamerika früher lebten und wie es ihnen heute geht". Schon ihre Doktorarbeit hatte sie über Pueblo-Indianer in Arizona und Neu Mexiko verfasst. Wichtige Ausstellungsprojekte galten der Rolle der Frau im Kulturvergleich (1985), dem Thema "Männerbünde" (1990), dem jüdischen Museum in Prag (1993) oder den antiken Königreichen am oberen Nil (1998). Mit dem Start der schwarz-grünen Regierungskoalition im Mai 2008 wurde die Hamburger Kulturbehörde um die Ressorts Sport und Medien erweitert - damals war von Welck bereits Präsidentin des Kirchentages. Allein das zeitliche Pensum in der "Superbehörde" sei enorm, aber zum Glück könne sie sich in Sachen Kirchentag auf die professionelle Zuarbeit und Organisation der Kirchentagsgeschäftsstelle in Fulda verlassen. Bremen werde in jeder Hinsicht ein "Kirchentag der kurzen Wege". Allein von Hamburg aus ist die benachbarte Hansestadt nur 100 Kilometer entfernt. "Da können sich viele auf den Weg machen - nicht nur unser Museumsschiff Cap San Diego", sagt die Senatorin. 2011 geht der Kirchentag die Elbe hinauf in Hamburgs Partnerstadt Dresden - und für 2013 steht Hamburg höchstwahrscheinlich selbst auf dem Programm. Die Bürgerschaft will am 1. April darüber beraten - die Nordelbische Kirche hat die Einladung bereits ausgesprochen.

20. März 2009