Kirchen werben für Teilhabe behinderter Menschen

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen haben anlässlich der "Woche für das Leben" vor einer Ausgrenzung Behinderter gewarnt. "Normal muss es sein, dass wir sagen: Jeder Mensch gilt", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Montag in Berlin. Die bundesweite "Woche für das Leben" wird unter dem Motto "Gemeinsam mit Grenzen leben" am 25. April mit einem ökumenischen Gottesdienst in Lüneburg eröffnet.

"Mangelnde Teilhabe gehört zu den großen Problemen unserer Gesellschaft", sagte Huber. Gerade in Zeiten der Finanzkrise müsse aber besonders darauf geachtet werden, dass bei Sparmaßnahmen nicht die Mobilität und ärztliche Versorgung behinderter Menschen eingeschränkt wird. Jetzt gelte es außerdem, das "Du gehörst dazu" für Bereiche wie Kindergärten, Schulen und Kirchengemeinden konkret werden zu lassen, sagte Huber.

Die "Woche für das Leben" ist eine bundesweite Initiative der EKD und der Bischofskonferenz. Die Kirchen wollen damit auf den Wert und die Würde des menschlichen Lebens aufmerksam machen. Mit der Aktion soll die Gesellschaft für den Schutz des Lebens in allen Phasen von der Zeugung bis zum Tod sensibilisiert werden.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, es seien nicht allein die Gesunden und Leistungsstarken, die die Gesellschaft zusammenhalten: "Nicht jeder Mensch kann ein 'Superstar' oder ein 'Supertalent' sein, so gerne sich dies vor allem junge Leute erträumen." Die Erfahrung einer Krankheit oder die Begegnung mit Pflegebedürftigen machten die eigenen Grenzen schnell klar. Zollitsch sagte, das christlich-jüdische Menschenbild verpflichte dazu, "dort die Stimme zu erheben, wo grundsätzlich die Begrenztheit des menschlichen Lebens nicht mehr akzeptiert wird" und sich in einen "medizinisch-biotechnischen Machbarkeitswahn" hineingesteigert werde.

Huber erklärte, es sei Hochmut zu glauben, man könne das Leben nach den eigenen Wünschen gestalten: "Es ist Arroganz, wenn wir übersehen, welche Anstrengungen diese Ideologie denen abverlangt, die ihre Grenzen sehr früh erfahren haben."

Huber und Zollitsch schlossen auch das zurzeit im Bundestag diskutierte Problem der Spätabtreibungen in ihre Überlegungen mit ein. Huber rief dazu auf, in dieser Legislaturperiode eine menschliche Lösung zu finden. Zugleich betonte er, es sei eine gemeinsame Aufgabe der Gesellschaft, Eltern zu helfen, die sich dafür entscheiden, ein schwerbehindertes Kind zu Welt zu bringen. Die "Woche für das Leben" solle Mut machen, mit Grenzen zu leben, ergänzte Zollitsch. Jedes Leben sei lebenswert.

30. März 2009