Käßmann kritisiert protestantisches Arbeitsethos

Berlin (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat dazu aufgefordert, das protestantische Arbeitsethos und seine Auswüchse in der Leistungsgesellschaft zu hinterfragen. "Gottes Gnade wendet sich nicht nur den Starken und Leistungsfähigen zu", sagte die Bischöfin am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin. Das zu betonen sei besonders wichtig in einer Zeit, in der Leistung so sehr im Mittelpunkt stehe.

Die Ansicht, dass "Menschen, die mehr leisten können, mehr gesegnet sind", halte sie für "problematisch", sagte Käßmann weiter. "In Zeiten des Burn-out-Syndroms müssen wir uns fragen: Was haben wir mit diesem Ethos ausgelöst?"

Käßmann äußerte sich im Deutschen Historischen Museum (DHM) in einem Streitgespräch mit Bernhard Bueb, dem ehemaligen Leiter des Eliteinternats Schloss Salem und Autor der Erziehungsstreitschrift "Lob der Disziplin". Mit der Podiumsdiskussion startete die vom Museum und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisierte Veranstaltungsreihe unter dem Motto "Was tun, Herr Calvin? Gegenwartsfragen im Horizont des Calvinismus".

Die Lehre Johannes Calvins propagiert unter anderem strenge Pflichterfüllung und gilt als eine der Grundlagen für die kapitalistische Leistungsgesellschaft. Die Selbstüberwindung für ein höheres Ziel sei auch eine Maxime am Eliteinternat Salem, sagte Bueb.

16. April 2009