Erstes deutsches Jugendhospiz feiert seine Eröffnung

Olpe (epd). Mit einem Gottesdienst feiert das erste deutsche Jugendhospiz am Samstag in Olpe seine offizielle Eröffnung. Schwerst erkrankte Jugendliche, ihre Familien und ihre Freunde seien eingeladen, die Einsegnung der Räumlichkeiten zu feiern, kündigte die Einrichtung der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe am Donnerstag an. Als Gast wird auch der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erwartet.

Die Vorsitzende des Deutschen Kinderhospizvereins, Margret Hartkopf, lobte das bereits arbeitende Jugendhospiz als einen ersten Schritt zur stärkeren Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse schwerst erkrankter Jugendlicher. "Auch in der ambulanten Arbeit müssen wir uns stärker an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren", sagte sie. Bereits anlässlich des bundesweiten Hospiztages im Februar hatte sie unterstrichen, dass junge Menschen eine "gesprächsintensive" Begleitung bräuchten, die ihnen viel Eigenständigkeit zugestehe.

Das erste Kinderhospiz wurde 1998 in Olpe eröffnet. Nun können dort auch vier Jugendliche gleichzeitig betreut werden. In dem rund 1.200 Quadratmeter großen Jugendhospiz stehen Zimmer auch Angehörigen, Freunden und Partnern zu Verfügung.

16. April 2009

Kinderhospiz Balthasar

Deutscher Kinderhospizverein e.V.


Einfühlsame Begleiter auf dem letzten Lebensweg

Erstes deutsches Hospiz für unheilbar kranke Jugendliche feiert seine Eröffnung

Von Sabine Damaschke (epd)

Olpe (epd). Zufrieden geht Michael Schöler durch das neue Haus. Große Fenster lassen viel Sonne herein, die Einrichtung ist hell und freundlich. In den Jugendzimmern stehen Fernseher, Computer und Musikanlage. Auch wenn sein Sohn Kai sich nicht mehr selbst vor den PC setzen kann: Ihm wird das Zimmer gefallen, davon ist Michael Schöler überzeugt.

Der Vater hat nicht lange gezögert und seinen 21-jährigen Sohn im neuen Jugendhospiz im sauerländischen Olpe angemeldet. Im Mai wird Kai zwei Wochen in der ersten Einrichtung dieser Art für unheilbar kranke Jugendliche in Deutschland wohnen.

Am Samstag feiert die Einrichtung der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH mit einem "Tag für unsere Jugendlichen", ihren Familien und Freunden ihre offizielle Eröffnung. Nach einem Gottesdienst und einer Einsegnung der Räumlichkeiten steige eine Party für die Jugendlichen, heißt es in der Ankündigung.

"Wir haben schon länger auf dieses Jugendhospiz gewartet", erzählt der 47-jährige Vater. "Für Kai ist ein Kinderhospiz einfach zu kindlich, zu bunt und zu laut." Das empfänden auch viele andere Jugendliche so. "Sie brauchen räumlich mehr Rückzugsmöglichkeiten und eine andere Begleitung, die auf ihre vielen Fragen und Bedürfnisse eingeht", sagt Schöler.

Vor sieben Jahren, als bei Kai die seltene Stoffwechselerkrankung MLD - metachromatische Leukodystrophie - diagnostiziert wurde, habe er sich schon intensiv mit dem Thema Sterben und Tod beschäftigt. Bevor Kai seine Sprache verloren habe, habe er gefragt, warum ausgerechnet er so leiden müsse, sagt Schöler. Heute kann sein Sohn nicht mehr sprechen, laufen und sehen. Über eine Magensonde wird er künstlich ernährt. Die Krankheit, die dazu führt, dass bestimmte Fette nicht abgebaut werden können und sich im Nervenssystem ablagern, ist unheilbar.

"Wir müssen die Jugendlichen stärker in den Blick nehmen", sagt Margret Hartkopf. Sie will auch auf der Ebene der Politik für eine Unterstützung der Jugendhospizarbeit werben. "Heute erreichen immer mehr Kinder aufgrund der guten medizinischen Betreuung das Jugendalter", sagt die 52-jährige Vorsitzende, die selbst Mutter einer mehrfach behinderten, erwachsenen Tochter ist. "Sie brauchen einfühlsame Begleiter, die auf ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Sterbens eingehen und ihren Wunsch nach Selbstständigkeit ernst nehmen." Das gelte für die ambulanten Dienste ebenso wie für das stationäre Hospiz.

In der neuen Jugendeinrichtung in Olpe wird es daher statt kreativer Angebote mehr Gesprächstherapie geben, kündigt Leiter Rüdiger Barth an. Er will die 35 angestellten und 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kinderhospizes Balthasar, auf dessen Gelände das neue Haus entstand, entsprechend fortbilden. Vier weitere Pflegekräfte und ein Pädagoge wurden eingestellt. In dem rund 1.200 Quadratmeter großen Jugendhospiz können vier Jugendliche gleichzeitig betreut werden. Drei Zimmer stehen Angehörigen, Freunden oder auch Partnern zur Verfügung.

Rund 1,9 Millionen Euro kostete das neue Haus nach Angaben des 49-jährigen Hospizleiters. Davon stammen 500.000 Euro von der Stiftung Deutsches Hilfswerk und 400.000 Euro von der Stiftung Wohlfahrtspflege. Der laufende Betrieb soll sich künftig über zwei Drittel durch Spenden finanzieren. Jedes Jahr benötigt das Hospiz über eine Million Euro. "Betriebswirtschaftlich ist das ein Risiko", sagt Barth. "Aber wir sind zuversichtlich, dass wir genug Spender finden, die das Jugendhospiz mittragen werden."

Das hofft auch Michael Schöler. "Ein Hospiz ist für die Familien ein Zuhause auf Zeit", sagt der Verwaltungsangestellte, der neben Kai noch drei weitere Kinder hat. Seit fünf Jahren wohnt sein Sohn regelmäßig für einige Zeit im Kinderhospiz Balthasar. Oft wird er von seinen Eltern und Geschwistern begleitet. "Wir fühlen uns alle dort gut aufgehoben", sagt der Vater. Doch nun sei es Zeit, dass sich Kai auch im Hospiz als Jugendlicher erleben könne. "Schließlich war er schon vor Ausbruch der Krankheit ein ganz normaler Teenie, der am PC gespielt, Popmusik gehört und Sport gemacht hat."

16. April 2009