Theologieprofessor: Sozialen Zusammenhalt nicht aufs Spiel setzen

Hamburg (epd). Der evangelische Theologieprofessor Heinrich Bedford-Strohm hat den Unternehmen in Deutschland empfohlen, stärker ethischen Maßstäben zu folgen als eigennützige Interessenpolitik zu betreiben. "Auch für die Unternehmen ist der soziale Zusammenhalt einer Gesellschaft in Krisenzeiten ein Produktivfaktor", schreibt Bedford-Strohm in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". Mehr Zukunftsfähigkeit als das Verfolgen enger Interessen schaffe ein unternehmerisches Handeln, das nach einer an gerechter Teilhabe aller orientierten Wirtschaft strebe.

Gerade in der Wirtschaftskrise müssten die Menschen das Gefühl haben, dass alle von der gesellschaftlichen Zusammenarbeit profitierten, schreibt der in Bamberg lehrende Professor für Systematische Theologie. Appelle zum Maßhalten und zur Opferbereitschaft wirkten kontraproduktiv, "wenn es die Starken sind, die Opfer von den Schwächeren verlangen anstatt umgekehrt".

Alle Konzepte und Vorschläge zur Bewältigung der Wirtschaftskrise müssten sich daran messen lassen, ob sie dem Gefühl gerechter Teilhabe entsprächen. Großzügige Staatshilfen, die auch aus den Steuern von Krankenschwestern und Kfz-Mechanikern finanziert würden, seien nur dann zu rechtfertigen, wenn entweder die Rückzahlung oder gemeinwohlverträgliche Verwendung garantiert werde. Eine Steuerreform müsse diejenigen in die Pflicht nehmen, die von den zerstörerischen Mechanismen der Vergangenheit besonders profitiert hätten, argumentiert Bedford-Strohm.

16. April 2009