Kirchen: Religionszugehörigkeit bei Volkszählung erfassen

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen haben sich erneut dafür ausgesprochen, bei der Volkszählung im Jahr 2011 auch die Religionszugehörigkeit abzufragen. Dies sei im staatlichen wie im kirchlichen Interesse, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Kommissariats der deutschen Bischöfe. Sie nahmen im Vorfeld einer öffentlichen Sitzung des Bundestags-Innenausschusses zum Zensusgesetz am Montagnachmittag Stellung.

Die Kirchen sagten weiter, die Erfassung der Religionszugehörigkeit sei aus kirchlicher Sicht eine "unerlässliche Voraussetzung sowohl für die Planung ihrer eigenen Aufgaben als auch für ihren Beitrag zur vielfältigen Kooperation zwischen Staat und Kirchen". Der kommende Zensus könnte für die Kirchen eine seltene Chance darstellen, ihre Arbeit nach einem großen Zeitabstand wieder auf eine zuverlässige Datengrundlage zu stellen.

Die Bundesregierung will laut Gesetzentwurf bei der nächsten Volkszählung erstmals nicht die Religionszugehörigkeit erheben. Im Referentenentwurf aus dem Bundesinnenministerium für das Zensusgesetz war die Religionsabfrage zunächst enthalten. Wegen zahlreicher Wünsche anderer Ressorts, die eine Ausweitung der Erhebungsliste bedeutet hätten, hatte sich das Ministerium entschlossen, die Vorgaben der Europäischen Union "eins zu eins" zu übernehmen und auf die Erfassung von Religion zu verzichten.

Die beiden großen Kirchen hatten sich schon 2008 dafür eingesetzt, dass bei der Haushaltsstichprobe nach der Religion gefragt wird. Zwar stehen den Kirchen auf örtlicher Ebene aktuelle Mitgliederdaten zur Verfügung. Diese lassen sich jedoch nicht mit Strukturdaten wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Wohnsituation, Ausbildung oder Beschäftigung verknüpfen.

Die für 2011 geplante Volkszählung soll laut Gesetzentwurf erstmals ohne Befragung aller Einwohner umgesetzt werden. Stattdessen sollen im Wesentlichen Melderegister und weitere Verwaltungsregister ausgewertet werden, einzelne Befragungen sollen die Erhebung lediglich ergänzen. Die letzten Volkszählungen fanden in der Bundesrepublik 1987 und in der damaligen DDR 1981 statt. EU-Vorgaben schreiben Volks- und Wohnungszählungen für 2011 vor.

20. April 2009