Richard Schröder gegen Umbenennung der Bundesrepublik

Berlin/Leipzig (epd). Die Forderung des früheren Leipziger Nikolaikirchenpfarrers Christian Führer nach Umbenennung der "Bundesrepublik Deutschland" stößt bei anderen prominenten Akteuren der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 auf Ablehnung. Eine solche Namensänderung helfe niemandem, sagte der Berliner Theologe und SPD-Politiker Richard Schröder der "Welt" (Dienstagsausgabe). Gleiches gelte für den Ruf nach einer neuen Verfassung anstelle des Grundgesetzes.

Mit dem Namen Bundesrepublik werde der föderale Charakter Deutschlands deutlich gemacht, sagte Schröder, der in der letzten frei gewählten DDR-Volkskammer die SPD-Fraktion führte. In zwei Diktaturen, unter den Nazis und in der DDR, sei Deutschland nicht bundesrepublikanisch verfasst gewesen. Die DDR sei 1990 der Bundesrepublik beigetreten, und den Menschen in der DDR sei damals der Beitritt gar nicht schell genug gegangen.

Auch der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer hält nichts von einer Umbenennung. "Es gibt wirklich wichtigere Themen und auf die sollten wir uns konzentrieren", sagte er der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstagsausgabe). Führer hatte in einem Zeitungsinterview für die Umbenennung der Bundesrepublik plädiert, da der Begriff "BRD" für die Zeit von 1949 bis 1989 stehe.

Im Westen herrsche weiter die Vorstellung vor, dass die Wiedervereinigung ein "Anschluss nach Artikel 23 Grundgesetz" gewesen sei und darum alles so bleibe, wie es ist, kritisierte der Leipziger Pfarrer. "Wir renovieren mal eben kurz die DDR durch und dann hat sich das erledigt. Das einzige Neue waren die Postleitzahlen und einige Autokennzeichen."

21. April 2009