Vollmer: Heimkinder-Unrecht muss fair aufgearbeitet werden

Berlin (epd). Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer mahnt bei der Aufarbeitung der Schicksale ehemaliger Heimkinder zu Fairness und Geduld. Die umstrittene Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren müsse vor dem Hintergrund der damaligen Pädagogik und des damaligen Rechts gesehen werden, sagte Vollmer, die den vom Bundestag eingesetzten Runden Tisch Heimkinder leitet, in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Dazu müsse der seit Februar beratende Runde Tisch tief in die Geschichte einsteigen und viele juristische Fragen klären.

Der "Runde Tisch zur Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren" soll bis Ende 2010 das Schicksal von rund 700.000 Heimkindern in der frühen Bundesrepublik aufarbeiten. Sie waren vielfach aus nichtigen Anlässen in vorwiegend kirchliche Heime eingewiesen worden. In den Heimen wurde geschlagen, viele Kinder und Jugendliche wurden bis hin zu sexueller Misshandlung gedemütigt und zur Arbeit gezwungen. Eine Schulausbildung erhielten sie häufig nicht. Der Runde Tisch soll auch die Frage klären, ob frühere Heimkinder Anspruch auf Entschädigungen haben.

Die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Vollmer lobte im Zeitungsinterview die Arbeitsatmosphäre. "Es gibt eine große Bereitschaft zur Aufklärung und einen erstaunlichen Arbeitseinsatz", sagte sie. Die Politikerin verteidigte die Entscheidung, keine Rechtsanwälte am Runden Tisch zu dulden. Das Gremium brauche Offenheit in der Diskussion: "Da kann nicht jeder Redebeitrag unter dem Damokles-Schwert einer möglichen Sammelklage stehen. Das mussten wir einfach ausfechten."

22. April 2009

Das Interview im Wortlaut aus der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 22. April 2009