VW-Kirchenbeauftragter in reformierte Synode berufen

Emden/Wolfsburg (epd). Der Kirchenbeauftragte des VW-Konzerns, Jan Wurps, ist am Donnerstag in Emden in die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche berufen worden. Der gebürtige Ostfriese aus Grotegaste ist der bundesweit einzige Kirchenbeauftragte eines Automobil-Konzerns. Er hält enge Kontakte zu den Landeskirchen und koordiniert das soziale Engagement der Volkswagen AG.

Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 186.500 Mitglieder in 142 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu. Ihre Synode, das Kirchenparlament, beschließt unter anderem Kirchengesetze und den Haushalt. Die 61 Synodalen tagen derzeit noch bis zum Freitag in Emden.

23. April 2009


VW-Manager mit Zusatzauftrag Kirche

Jan Wurps hält in Wolfsburg Kontakte zu allen Konfessionen

Von Manfred Laube (epd)

Emden/Wolfsburg (epd). Jan Wurps ist Geschäftsführer bei Volkswagen Logistics, einer Tochtergesellschaft von VW mit 3.000 Beschäftigten. Der Manager hat seit drei Jahren einen für die Automobilbranche einzigartigen Nebenjob: Er ist der offizielle Kirchenbeauftragte der Volkswagen AG. Sein Büro auf dem Wolfsburger Werksgelände befindet sich in "Straße 15" in einem modernen Anbau ganz in der Nähe des VW-Vorstandes, der aus einem Hochhaus dicht am Mittellandkanal das Areal überblickt. Am Donnerstag wurde der evangelisch-reformierte Christ in die in Emden tagende Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche berufen.

Der 52 Jahre alte Diplom-Volkswirt ist nach eigenen Angaben gerade dabei, die aus seiner Sicht guten Kontakte zu den großen Kirchen auf eine breitere Basis zu stellen. Für den gebürtigen Ostfriesen besteht kein Zweifel: "Ein großes Unternehmen hat auch die Aufgabe, sich gesellschaftlich zu engagieren." So engagiert sich VW etwa in einem Wolfsburger Gesprächskreis, bei dem auch die Kirchen, die Industriegewerkschaft Metall und die Stadt mitwirken. Wurps berichtet zufrieden, dass es dort gelungen sei, ein Hilfsprogramm für Kinder in Armut zu realisieren. Unter anderem sammelte die VW-Belegschaft für diesen Zweck.

Bei regionalen und bundesweiten Kirchen- oder Katholikentagen tritt der Automobil-Hersteller als Spender und Sponsor in Erscheinung. Wurps nennt keine genauen Zahlen, gibt aber zu erkennen, dass dafür pro Jahr insgesamt eine größere sechsstellige Summe zur Verfügung steht. Darin enthalten sind auch Zuwendungen an evangelische Kindergärten, die das Unternehmen mit dem Wunsch verknüpft hat, die Öffnungszeiten den Arbeitszeiten des Werkes anzupassen.

Für den bevorstehenden evangelischen Kirchentag vom 20. bis 24. Mai in Bremen will Volkswagen 100 Fahrzeuge für den Fahrdienst bereitstellen, kündigte Wurps an. Und umgekehrt will er der Kirche die Türen ins Werk öffnen. Denn immer wieder äußerten Pastoren und Mitarbeiter den Wunsch nach einem Praktikum bei VW, erzählt er.

Der Kirchenbeauftragte räumt ein, dass das gesellschaftliche Engagement zu einem Image-Gewinn für das Unternehmen führen soll. Die Konkurrenten in Deutschland wie BMW, Mercedes, Opel und Ford dagegen verzichten bisher darauf, einen Kirchenbeauftragten zu benennen, wie eine epd-Umfrage ergab.

Wurps stammt aus Weener in Ostfriesland und ist evangelisch-reformiert. Die Zusammenarbeit mit katholisch geprägten Vorstandsmitgliedern aus Süddeutschland wie VW-Chef Martin Winterkorn ist für ihn jedoch überhaupt kein Problem, versichert er. Als Mitglied des Kirchenrates seiner Gemeinde ist ihm der kirchliche Alltag vertraut. Und seinen biblischen Trauspruch kennt der Manager auswendig: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes."

23. April 2009