Kirchen: Soziales Europa in Finanzkrise stärken

Brüssel (epd). Angesichts der Wirtschaftskrise haben die europäischen Kirchen zu einer Stärkung der sozialen Dimension Europas aufgerufen. "Wir leben in Zeiten großer Unsicherheit, aber wir können Europa weiterhin gestalten", sagte der Vize-Generalsekretär der "Konferenz europäischer Kirchen" (KEK), Rüdiger Noll, am Mittwoch in Brüssel. Dort hatte der ökumenische Dachverband mit 125 Mitgliedskirchen zu einer breit angelegten Sozialkonferenz im Europaparlament eingeladen. An dem Treffen nahmen neben Kirchenvertretern auch Mitglieder der EU-Kommission, des EU-Parlaments und des EU-Ministerrats teil.

Die Vorsitzende des Wirtschafts- und Währungsausschusses des EU-Parlaments, die Sozialdemokratin Pervenche Berès, machte die von den Industriestaaten vorangetriebene Globalisierung für die Krise mitverantwortlich. "Die Auslagerung von Arbeitsplätzen führt zum Druck auf den Niedriglohnsektor, dieser wiederum zur Verschuldung", sagte sie. Damit seien insbesondere die USA angesprochen. Europa müsse seinerseits an seinem Sozialmodell festhalten, sagte sie. Dazu gehörten etwa Langzeit-Investitionen in die Pflege, den Wohnungsbau sowie andere soziale Bereiche.

Als Vertreter der EU-Kommission sagte der Sozialexperte Fritz von Nordheim Nielsen, die Behörde habe alle Mühe, in der Krise die richtigen Rezepte zu finden. Er warb um Verständnis dafür, dass kurzfristige wirtschaftspolitische Maßnahmen gerade Priorität hätten. "Wir müssen die Wirtschaft retten, um die Menschen zu retten", sagte er. Die Kommission werde dennoch einschlägige langfristige Politiken wie den Kampf gegen den Klimawandel oder Antworten auf die Überalterung der Gesellschaft nicht aus den Augen verlieren, so Nordheim Nielsen.

29. April 2009