Bischof Huber wirbt für weitere Reformen in der Kirche

Würzburg (epd). Vor der neuen Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat Bischof Wolfgang Huber für eine Fortsetzung des kirchlichen Reformprozesses geworben. Die Konzentration auf den biblischen Auftrag und das geistliche Profil seien darin verbunden mit der Zuwendung zu kirchenfernen Menschen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende vor dem Kirchenparlament am Samstag in Würzburg. Huber: "Es geht in diesen Reforminitiativen um einen Geist des gemeinsamen Aufbruchs."

Im Zentrum der Reformen stehen dem Ratsvorsitzenden zufolge die Qualität von Gottesdienst und Amtshandlungen wie Taufe, Trauung und Beerdigung, die Förderung der Mission in der Region sowie die Stärkung von Leitungsqualitäten. Von den dafür eingerichteten Kompetenzzentren sollten in enger Zusammenarbeit mit den Landeskirchen gemeinsame Standards und neue Initiativen entwickelt werden.

Anliegen der EKD sei es, "das Gemeinsame im deutschen Protestantismus" zu stärken, unterstrich Huber laut Redemanuskript, der in seinem Bericht auch ausführlich auf die Aktualität der Barmer Theologischen Erklärung einging. Über strukturelle Weichenstellungen wie Zusammenschlüsse hätten die 22 Landeskirchen allein zu entscheiden. In diesem Zusammenhang begrüßte der EKD-Repräsentant die seit Januar wirksame Fusion zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, sowie die Bestrebungen zur Bildung der Nordkirche aus drei bislang selbstständigen Landeskirchen.

"Jede Generation hat in ihrer Zeit die Aufgabe, kirchliche Strukturen zu überprüfen und neu auszurichten", betonte der Ratsvorsitzende. Maßstab dabei seien nicht liebgewonnene Gewohnheiten, sondern die Verantwortung für die Weitergabe des Evangeliums. Im September will die EKD die Reformideen auf einer Zukunftswerkstatt in Kassel vorstellen.

02. Mai 2009

Der Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut

EKD-Pressemitteilung


Huber: Debatte über "Pro Reli" bleibt von "erheblicher Bedeutung"

Würzburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat das Engagement der Kirchen für die Aufwertung des Religionsunterrichts an Berliner Schulen verteidigt. Der Volksentscheid habe dazu geführt, dass über Fragen von Glauben und Religion sowie die öffentliche Verantwortung der Kirchen in Berlin und darüber hinaus diskutiert worden sei, sagte Huber am Samstag in Würzburg in seinem Bericht an die EKD-Synode. "Das bleibt von erheblicher Bedeutung", betonte der EKD-Ratsvorsitzende, der sich als Berliner Landesbischof stark für die Kampagne der Initiative "Pro Reli" eingesetzt hatte.

Das Ziel, auch an den Berliner Schulen Religion als ordentliches Unterrichtsfach zu verankern, sei nicht erreicht worden. "Ohne Umschweife sage ich, dass wir eine Niederlage erlitten haben", erklärte Huber laut Redemanuskript.

Die Initiative "Pro Reli" war beim Volksentscheid in Berlin am vergangenen Sonntag deutlich gescheitert. Sie verfehlte nicht nur das Quorum notwendiger Ja-Stimmen von einem Viertel der Berliner Wahlberechtigten, sondern auch die Mehrheit unter den abgegebenen Stimmen. Seit 2006 wird auf Betreiben des rot-roten Senats das Pflichtfach Ethik ab der siebten Klasse unterrichtet, Religionsunterricht kann zusätzlich wie zuvor schon seit langem freiwillig besucht werden. Bei einem Erfolg der Initiative "Pro Reli" hätten Schüler zwischen Ethik und Religion wählen können.

02. Mai 2009


Bischof Huber verlangt bessere Bezahlung für Altenpfleger

Würzburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hält eine bessere Pflege alter Menschen für dringend geboten. Vor der EKD-Synode in Würzburg bezeichnete es der Berliner Bischof am Samstag als "Alarmsignal", dass für Pflegehilfskräfte ein gesetzlicher Mindestlohn vorgesehen sei. Der Pflegeberuf finde nicht die nötige gesellschaftliche Anerkennung, führte Huber aus. Er wies darauf hin, dass unter den Berufswünschen ohne Studium der Pflegeberuf nicht unter den ersten 25 Plätzen auftauche.

Der Bundesrat hatte im Februar die Einbeziehung von sechs Branchen, darunter die Altenpflege, in Mindestlohnregelungen beschlossen. Von Expertenkommissionen sollen nun Lohnuntergrenzen festgesetzt werden. Der EKD-Repräsentant kritisierte, dass für Körperpflege derselbe Preis wie für Reifenwechseln angesetzt sei. Persönliche Zuwendung, wie dem Pflegebedürftigen zuzuhören, seine Hand zu streicheln oder gemeinsame Spaziergänge, sei dabei nicht vorgesehen. "So kann es nicht bleiben", betonte der Bischof laut Redemanuskript. Respektvoller Umgang mit dem Alter erfordere mehr Wertschätzung und mehr Geld für die Pflege. Das sei die Voraussetzung, dass auch mehr Ehrenamtliche sich in der Pflege engagierten.

Huber äußerte sich überzeugt, dass Nächstenliebe wieder an Bedeutung gewinne: "Die Pflege der alt gewordenen Eltern ist nicht mehr für alle ein Tabuthema." Nach seinen Angaben gibt es in Deutschland 2,2 Millionen Menschen, die täglich auf Pflege angewiesen sind. Davon würden rund 700.000 in Heimen versorgt. Der Bedarf an Pflegeplätzen werde sich in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln, sagte der Bischof.

02. Mai 2009



Bischof Huber: Arbeitslosigkeit gefährdet Zusammenhalt

Würzburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, warnt vor den gesellschaftlichen Folgen steigender Arbeitslosigkeit. Der Verlust von Arbeit habe sowohl für die Betroffenen wie auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft gravierende Folgen, sagte Huber am Samstag in Würzburg vor der EKD-Synode. Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen müssten höchste Priorität haben.

Indirekt kritisierte Huber Aussagen der SPD-Bundespräsidentenkandidatin Gesine Schwan: Trotz der Gefahren sei "das Einfordern sozialer Verantwortung wichtiger als die Ankündigung sozialer Unruhen", sagte der Berliner Bischof laut Redemanuskript in seinem Bericht an die in Würzburg neu konstituierte 11. EKD-Synode.

Als Konsequenz aus der Wirtschaftskrise forderte Huber, die Märkte stärker zu regulieren. "Eine politisch und sozial gebändigte Marktwirtschaft braucht neue Regelungen und neue Instrumente, wenn sie dem Gebot der Nachhaltigkeit genügen soll", sagte der Bischof. Noch sei offen, wie die internationalen Finanzmärkte in Zukunft geregelt werden sollen. Nach Ansicht Hubers stellt eine planwirtschaftliche Alternative allerdings keinen Ausweg aus den "Auswüchsen des Turbokapitalismus" dar.

"Eine bewusste politische Gestaltung der Marktwirtschaft ist nötig", sagte Huber. Die wirtschaftliche Ordnung müsse sich "konsequent an den Prinzipien der Nachhaltigkeit und an den Lebenschancen der kommenden Generationen" orientieren. Das habe im vergangenen Jahr bereits die EKD-Denkschrift über unternehmerisches Handeln herausgestellt.

Nach Worten Hubers hat ein "Geist des Habenwollens" den Weg in die Wirtschafts- und Finanzkrise bereitet. "Er verlockt zu einem Wettrennen um die günstigsten Angebote und die schnellsten Erträge", sagte der Berliner Landesbischof, über dessen Nachfolge im EKD-Ratsvorsitz das auf sechs Jahre gewählte Kirchenparlament im Oktober entscheidet.

"Wenn wir auf die wirtschaftliche Krise mit einem Geist der Solidarität, der Zuwendung und der Nachhaltigkeit reagieren, dann zeigt sich in der Krise wirklich eine Chance", sagte Huber. Das setze Umdenken voraus, so dass aus der "frohen Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt" wirklich ein "freier, dankbarer Dienst an Gottes Geschöpfen" wird. "Nichts ist dringlicher", sagte Huber.

02. Mai 2009