Dokumentation über Calvin als Reformator und Reizfigur

Berlin (epd). Die Widersprüchlichkeit des Reformators Johannes Calvin steht im Zentrum eines Dokumentarfilms über den Zeitgenossen Martin Luthers, der am Mittwochabend in Berlin erstmals vor Publikum gezeigt wurde. Der Calvin-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Achim Detmers, sagte im Anschluss an die Premiere, bei Calvin müsse man genauer hinschauen: "Vater der Moderne oder der Tyrann aus Genf, was ist er eigentlich?"

Die Dokumentation von Werner Köhne und Andre Schäfer mit dem Titel "Johannes Calvin - Reformator und Reizfigur" zeigt die Stationen seines Lebens und beschäftigt sich mit seiner Lehre sowie den Auswirkungen des Calvinismus in Europa und den USA. Der Film wurde an zahlreichen Schauplätzen in Europa gedreht. Er wird am Samstag, den 4. Juli auf arte gezeigt. Finanziert wurden die Dreharbeiten von arte und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich und den Niederlanden. Produziert wurde der Film von der kirchlichen Produktionsfirma Eikon Media und Florianfilm.

Calvin wurde am 10. Juli 1509 im Nordosten Frankreichs geboren und starb am 27. Mai 1564 in Genf, wo er die berühmte Genfer Kirchenordnung entwickelte, in der viele ein Modell der späteren staatlichen Gewaltenteilung sehen. In Genf hatte er auch sein Hauptwerk verfasst, die "Institutio - Unterweisung in der christlichen Religion". Seine Theologie prägt bis heute die evangelisch-reformierten Kirchen.

Die Zahl der reformierten Christen wird von Experten weltweit auf über 80 Millionen geschätzt. Der Reformierte Weltbund, die Schweizerische Evangelische Kirche und die Evangelisch-reformierte Kirche haben das Jahr 2009 zum internationalen Calvin-Jahr erklärt. Der Höhepunkt des Calvin-Jahres in Deutschland ist am 10. Juli ein Festakt der EKD, auf dem als Hauptredner der reformierte Christ, Vizekanzler und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erwartet wird.

28. Mai 2009