Gedenken an Volksaufstand vom 17. Juni

Freiheitswillen der Demonstranten gewürdigt

Berlin (epd). Bundestag und Bundesregierung haben am Mittwoch an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR gedacht. Die niedergeschlagenen Demonstrationen und Streiks seien für sich betrachtet die Geschichte einer Niederlage, sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei der Gedenkstunde im Parlament. Aber in der Rückschau sei der 17. Juni der Beginn eines erfolgreiches Kampfes für die Freiheit gewesen.

Der Berliner evangelische Theologe Richard Schröder sagte in seiner Gedenkrede, in der DDR sei der 17. Juni ein Tabu gewesen. "Er war das Trauma der SED." Die Forderungen der Demonstranten nach freien und geheimen Wahlen sowie nach Meinungsfreiheit seien von diesem Zeitpunkt an tabuisiert worden.

Der Aufstand an etwa 700 Orten von insgesamt einer Million Menschen habe widerlegt, dass "den Deutschen der Untertanengeist angeboren ist", sagte Schröder, der 1990 SPD-Fraktionsvorsitzender in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR war.

Im Anschluss an die Gedenkfeier wurde an der Ost-Seite des Reichstags ein Mauerstück der ehemaligen Danziger Lenin-Werft angebracht, die an den von Lech Walesa 1980 organisierten Streik erinnern soll, der zur Gründung der Solidarnosc-Gewerkschaft führte.

Bei der Gedenkveranstaltung der Bundesregierung würdigte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) den "unbedingten Freiheitswillen der Männer und Frauen, die damals auf die Straße gingen". Der Aufstand sei das "Wetterleuchten eines Emanzipationsprozesses" gewesen, der schließlich ganz Mittel- und Osteuropa erfasste, ehe 1989 das Ende der DDR besiegelt worden sei.

Diese Manifestation des Freiheitswillens habe zur Rehabilitierung aller Deutschen beigetragen. Für die demokratische Gesinnung der Deutschen habe es zuvor in der Geschichte nicht allzu viele Beispiele gegeben, erinnerte Scholz in seiner Ansprache.

Der Minister, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), sowie Vertreter der Opferverbände legten bei der Gedenkveranstaltung auf einem Berliner Friedhof Kränze nieder.

Auslöser für den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 war die zuvor von der SED beschlossene Erhöhung der Arbeitsnormen und die zunehmende Ausrichtung des Wirtschaftssystems am Beispiel der Sowjetunion. Das sowjetische Militär schlug die Erhebung mit Hilfe der Volkspolizei blutig nieder. Dabei kamen nach Schätzungen zwischen 60 und 150 Menschen ums Leben. 13.000 Menschen wurden verhaftet, 2.000 langjährige Haftstrafen wurden verhängt.

17. Juni 2009