Reformation Calvins mit Festakt gewürdigt

Heidelberg (epd). In einem Festakt haben die badische evangelisches Landeskirche und die theologische Fakultät der Universität Heidelberg das Wirken des Genfer Reformators Johannes Calvin (1509-1564) für die evangelische Kirche der Gegenwart gewürdigt. Die Reformation Calvins habe über die kirchliche Lehre und Praxis hinaus mentalitäts- und kulturprägend gewirkt, sagte der Heidelberger Kirchenhistoriker Christoph Strohm am Freitagnachmittag. Calvins Geburtstag jährt sich am 10. Juli diesen Jahres zum 500. Mal.

Zu den kulturellen Errungenschaften, für die Calvin den Grund gelegt habe, gehörten etwa die Bewertung des Zivilrechts und die klare Unterscheidung von Kirche und Staat. Für den Protestantismus im 21. Jahrhundert sei Calvins Sorge um die "rechte Unterscheidung von Gott und Welt" besonders relevant, sagte Strohm. Europäische Christen müssten den richtigen Mittelweg finden zwischen der Flucht aus der Welt in religiöse Sonderwelten oder gar Fundamentalismen und einer Selbstsäkularisierung.

Neben Martin Luther (1483-1546) gilt Calvin als der wichtigste Erneuerer der Kirche. Er wurde am 10. Juli 1509 in Noyon im Nordosten Frankreichs geboren und starb am 27. Mai 1564 im schweizerischen Genf. Seine Theologie prägt bis heute die evangelisch-reformierten Kirchen. Die Zahl der reformierten Christen wird von Experten weltweit auf mehr als 80 Millionen geschätzt. In Deutschland sind sie mit schätzungsweise zwei Millionen eine Minderheit innerhalb der evangelischen Kirche.

Nach den Worten des badischen evangelischen Landesbischofs Ulrich Fischer wird zuwenig beachtet, dass für Calvin die Gestaltung der Gemeinde ihre eigene Angelegenheit sein sollte und erst in zweiter Linie Sache der Obrigkeit. Daran schlössen sich die Erfahrungen der Bekennenden Kirche im 20. Jahrhundert an, wonach die Ordnung der Kirche weder vom Staat erhofft, noch unter ihm erduldet werden dürfe.

03. Juli 2009