Bischof Huber: G-8-Gipfel auf mehr Länder erweitern

Berlin (epd). Die G-8-Staaten sollten ihre Gipfeltreffen nach Meinung des Berliner Bischofs Wolfgang Huber (66) auf eine größere Zahl von Ländern erweitern. Unter dem Eindruck der Finanzkrise könnten die in Italien zusammenkommenden Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrienationen dazu neue Signale setzen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem epd-Interview. "Das Spannende an dem Gipfel in Italien ist, ob überhaupt das Format G-8-Gipfel fortgesetzt wird."

Anstelle der G-8 kann laut Huber die Runde von etwa 20 Industrie- und Schwellenländern (G-20) mit größerer Autorität über globale Probleme beraten, wie die Regulierung der Finanzmärkte oder die Begrenzung des Klimawandels. Den Kirchen liege daran, dass die reichen Industrieländer die Perspektive der anderen Nationen nicht vernachlässigten. Deshalb müssten auch die G-20-Prozesse mit den Vereinten Nationen verzahnt werden, denen 192 Staaten angehören.

Huber erwartet von dem Gipfel in L'Aquila eine Verständigung auf eine wirksame Regulierung der Finanzmärkte. Bei der zugesagten Erhöhung der Hilfe für die Ärmsten beklagte er Versäumnisse. Die Kirchen unterstützen das Millenniumsziel der Vereinten Nationen, bis 2015 die weltweite Armut zu halbieren. "Die G-8 sind dabei nicht konsequent geblieben", kritisierte er. "Da haben wir einen Rückschlag erlitten."

Beim Klimaschutz bezweifelt der Bischof, dass der G-8-Gipfel einen Durchbruch bringt. Huber nannte als dringlichste Aufgabe, die Reduzierung des Ausstoßes an Treibhausgasen voranzubringen. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, müsse allgemein anerkannt werden. Gegen kurzfristige Orientierungen setzten die Kirchen "das langfristige Ziel, die uns anvertraute Natur zu bewahren", sagte Huber.

Am G-8-Gipfel in L'Aquila nehmen die USA, Kanada, Großbritannien, Italien, Frankreich, Deutschland, Japan und Russland teil. Wie bereits seit 2007 in Heiligendamm sind auch die fünf Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika (G-5) zu einigen Beratungen dabei. Außerdem lud Gastgeber Silvio Berlusconi unter anderem die Regierungschefs von Indonesien, Südkorea und der Türkei sowie die Spitzen internationaler Institutionen ein. Zeitweise werden Vertreter von bis zu 39 Ländern an einem Tisch sitzen.

04. Juli 2009