Evangelische Kirche mahnt zum Kampf gegen Klimawandel

Finanzkrise soll zur "ökologischen Umsteuerung der Wirtschaft" genutzt werden

Berlin (epd). Die evangelische Kirche fordert Politik und Gesellschaft zum entschlossenen Kampf gegen den Klimawandel auf. Der Klimawandel vollziehe sich sehr viel dynamischer, als bis vor kurzem noch angenommen wurde, heißt es in der Denkschrift "Umkehr zum Leben", die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Es müsse gelingen, den Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, damit die Welt sich an die Auswirkungen der Klimaveränderungen anpassen könne.

Die gewaltigen Aufgaben, vor die der Klimawandel die Menschheit stelle, benötigten Zuversicht in Gott und die Verpflichtung zu einer "Ethik der Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit". Insbesondere die armen Länder hätten unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden, warnen die Autoren der Denkschrift. Wenn die landwirtschaftlichen Erträge sinken und das Wasser knapper wird, gerate auch der Kampf gegen Armut in Schwierigkeiten.

Das Problem des Klimawandels müsse daher besser in die Politik integriert werden: Das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern müsse klimaschonend vorangehen, Ressourcen dürften nicht übernutzt werden. Zugleich sollten Investitionen in Bereichen verstärkt werden, die die Anpassungsfähigkeit armer Länder an die Klimaveränderungen verbessern.

Auch in den Industrieländern müssten künftig etwa bei Investitionsplanungen oder in der Agrarpolitik die voraussichtlichen Folgen für das Klima berücksichtigt werden, heißt es in der Denkschrift. Dabei gelte es, die derzeitige Finanzkrise zur "ökologischen Umsteuerung der Wirtschaft" zu nutzen. Es sei nicht länger durchzuhalten, dass der reiche Norden des Erdballs weiter auf eine Steigerung des Konsums setze.

Die Industrieländer und allen voran die Europäische Union müssten anspruchsvolle Ziele zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 festlegen, fordert der Rat der EKD. Diese sollten nicht unter 40 Prozent gegenüber den Emissionen von 1990 liegen. Dazu brauche es klare Zusagen an die Entwicklungsländer, die zusätzlichen Kosten für Klimaschutz mitzufinanzieren.

Aufgrund der Verknappung von Ressourcen durch das veränderte Klima sei mit Konflikten zu rechnen, heißt es: "Eine solche Situation zunehmender Knappheit und Konflikte darf aber in den Industrieländern nicht zum Vorwand für eine auf Besitzstandswahrung und bloße Gefahrenabwehr ausgerichtete Umweltpolitik werden." Arme wie reiche Länder sollten stattdessen Energie effizienter verwenden, erneuerbare Energien ausbauen und auf nachhaltige Landwirtschaft umsteigen.

Der Rat der EKD fordert außerdem eine "global ansetzende, internationale Migrationspolitik". Denn der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels werde Millionen von Menschen zur Abwanderung zwingen. Diesen müsse eine Chance für ein neues Leben und Arbeit in anderen Regionen gegeben werden.

14. Juli 2009

EKD-Pressemitteilung zum Thema mit weiteren Links und Informationen