Kirchen hoffen auf Integration orthodoxer Russen

Lyon (epd). Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) unternimmt einen neuen Anlauf zur Wiedereingliederung der Russischen Orthodoxen Kirche. Eine Delegation solle beim Moskauer Patriarchat die Chancen der Erneuerung einer vollen KEK-Mitgliedschaft erörtern, sagte der Moderator der Vollversammlung des europäischen Kirchenbundes, Bischof Irinej von der serbisch-orthodoxen Kirche, am Donnerstag in Lyon.

Die Russische Orthodoxe Kirche mit rund 100 Millionen Gläubigen ist die mitgliederstärkste der 126 Kirchen des europäischen Dachverbandes. "Die Abwesenheit der russisch-orthodoxen Kirche bei der Vollversammlung erfüllt uns mit tiefer Sorge", sagte Irinej. Der Bischof betonte jedoch, dass die russisch-orthodoxe Kirche nicht aus der Konferenz Europäischer Kirchen ausgetreten sei. "Wir hoffen, dass es sich um eine temporäre Angelegenheit handelt", sagte er.

Erzbischof Anastasios von Tirana von der orthodoxen Kirche Albaniens betonte: "Ein Prozess der Heilung ist bereits eingeleitet." Er sagte, dass im KEK-Zentralausschuss Sitze für die russisch-orthodoxe Kirche reserviert seien. "Wenn die russisch-orthodoxe Kirche wieder voll dabei ist, werden diese Sitze automatisch für sie frei." Anastasios sagte weiter, die Aussöhnung sei ein wesentlicher christlicher Grundsatz.

Die KEK-Leitung hatte lange gehofft, dass die russisch-orthodoxe Kirche an der KEK-Vollversammlung teilnimmt. Zwischen den Parteien fanden Gespräche statt. Die Stühle der Russen blieben bei der Eröffnung der Konferenz am Mittwoch aber leer. Die Versammlung endet am 21. Juli.

Der Grund für den Rückzug der Russischen Orthodoxen Kirche aus der KEK liegt in der fehlenden Bereitschaft des KEK-Zentralausschusses, die mit Moskau verbundene Estnische Orthodoxe Kirche aufzunehmen. In Estland existiert neben der Estnischen Orthodoxen Kirche auch die Estnische Apostolische Orthodoxe Kirche, die dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt ist.

Diese orthodoxe Kirche wurde 2007 in die Konferenz Europäischer Kirchen aufgenommen. Das Nebeneinander der beiden orthodoxen Kirchen in dem baltischen Land löste Spannungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Ökumenischen Patriarchat aus.

16. Juli 2009