EKD-Auslandsbischof: Bedeutungsverlust des Weltkirchenrates verhindern

Schindehütte gegen Proporzdenken bei Wahl des Generalsekretärs

Frankfurt a.M. (epd). Bei der Wahl des neuen Generalsekretärs des Weltkirchenrates sollte nach Auffassung des evangelischen Auslandsbischofs Martin Schindehütte regionales Proporzdenken nicht den Ausschlag geben. "Es kommt darauf an, dass man den richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort hat", sagte der Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem epd-Gespräch. Er widersprach Darstellungen, die Wahl sei wegen der Mehrheit der Kirchen aus dem Süden und Osten bereits entschieden.

Schindehütte empfahl, die künftigen Aufgaben und Perspektiven als Kriterien für die Neubesetzung der Schlüsselstelle im Ökumenischen Rat der Kirchen heranzuziehen. Vorrangig gehe es darum, einen weiteren Bedeutungsverlust des Weltkirchenrates zu verhindern. Der Zentralausschuss des Dachverbandes von rund 350 christlichen Kirchen kommt in der nächsten Woche in Genf zusammen. Das Gremium wählt am Donnerstag einen Nachfolger für den bisherigen Generalsekretär Samuel Kobia. Kandidaten sind der norwegische Lutheraner Olav Fyske Tveit (48) und der reformierte Theologe Park Seong Won (60) aus Südkorea.

Keiner von beiden passe in das Nord-Süd-Schema, argumentierte der Auslandsbischof. Wegen der sehr unterschiedlichen Interessenlinien erwarte er deshalb nicht, dass es zu einem Kräftemessen zwischen Nord und Süd komme. Vielmehr repräsentierten die Kandidaten unterschiedliche Profile. Tveit und Park gehörten zu verschiedenen Generationen und wiesen unterschiedliche Nähe zur Ökumene-Zentrale auf.

Der Norweger hätte mit 48 Jahren längerfristige Gestaltungsmöglichkeiten und zeichne sich trotz seines hohen ökumenischen Engagements durch eine gewisse strukturelle Distanz aus. Der Koreaner Park stehe lediglich für eine Amtszeit zur Verfügung und sei aufgrund seiner bisherigen Tätigkeiten in Genf ein "Insider".

Als eine zentrale Herausforderung für den Ökumenischen Rat der Kirchen nannte Schindehütte den Dialog mit der wachsenden Pfingstbewegung: "Wie lässt sich eine Annäherung an diesen rasant wachsenden Teil der nichtkatholischen Christenheit erreichen, um eine weitere Marginalisierung des Weltkirchenrates zu stoppen?" Um der Einheit der Kirchen willen müsse dieser Dialog geführt werden, auch wenn dies zu neuen Konflikten führe. Gerade zwischen historischen Pfingstkirchen und etablierten christlichen Kirchen gebe es Berührungspunkte: "Dieser Dialog ist theologisch und strukturell sehr lohnend."

Eine weitere Aufgabe sei die Intensivierung des Gesprächs und der Zusammenarbeit zwischen den Weltreligionen, ergänzte der EKD-Auslandsbischof. Der Weltkirchenrat sollte dort eine größere Rolle als bisher spielen. Der neue Generalsekretär ist Schindehütte zufolge überdies gefordert, angesichts enger finanzieller Spielräume strukturelle Reformen voranzutreiben, um als Impulsgeber wirken zu können.

22. August 2009