Norweger Tveit wird neuer Generalsekretär des Weltkirchenrates

Nachfolger Kobias verfügt über vielfältige ökumenische Erfahrungen

Genf (epd). Der neugewählte Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, will sich mit ganzer Kraft in sein neues Amt einbringen. "Ich bin überzeugt davon, dass Gott mich zu dieser Aufgabe berufen hat. Ich glaube, wir haben eine Menge gemeinsam zu tun", sagte der 48-jährige norwegische Theologe nach seiner Wahl am Donnerstag in Genf. Der Lutheraner setzte sich auf der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses gegen den 61-jährigen Park Seong Won von der reformierten Presbyterianischen Kirche von Korea durch. Tveit folgt dem Kenianer Sam Kobia (62) in dem höchsten Amt, das die weltweite Ökumene zu vergeben hat. Der Weltkirchenrat repräsentiert über 560 Millionen Christen.

Tveit gilt als erfahrener Kirchendiplomat mit Organisationstalent. Der neue Generalsekretär tritt sein Amt voraussichtlich Anfang 2010 an. Die Amtszeit beträgt in der Regel fünf Jahre. Der promovierte Theologe ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Tveit ist der jüngste Generalsekretär seit Willem Visser t' Hooft, der während der Aufbaujahre nach 1948 an der Spitze des ÖRK stand.

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), gratulierte deren Ratsvorsitzender Wolfgang Huber dem neuen Generalsekretär. Die Entscheidung des Zentralkomitees sei ein Erweis des Vertrauens, dass Tveit die weltweite ökumenische Gemeinschaft in eine gute Zukunft führen werde, heißt es in dem Glückwunschschreiben der Berliner Bischofs. In seinem neuen Amt werde Tveit seine große Erfahrung im ökumenischen und interreligiösen Dialog zugute kommen.

Der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Bischof Michael Bünker, reagierte mit "großer Freude" auf die Wahl Tveits. Die jüngsten weltweiten Krisen verlangten nach einer deutlichen gemeinsamen Stimme der Kirchen. Dem neuen Generalsekretär sei das ökumenische Gespräch sehr vertraut, so dass er den Spielraum für mögliche Entwicklungen gut kennen, sagte Bünker. Der orthodoxe Erzbischof von Tirana, Anastasios, wünschte Tveit, dass er den Kirchenbund mit Sensibilität, Weisheit und Demut leite. "Und er soll den Mut haben, die Wahrheit zu sehen und die Wahrheit zu sagen", sagte Anastasios.

Tveit durchlief in seiner Kirchenkarriere vom Gemeinde- bis zum Militärpfarrer viele Stationen. Seit 2002 ist er Generalsekretär des Rates für ökumenische und internationale Beziehungen der lutherischen Kirche von Norwegen. Zuletzt engagierte er sich für Versöhnung und Frieden im Nahen Osten. Er verfügt über vielfältige ökumenische Erfahrungen und war mehrfach Mitglied von Delegationen des Weltkirchenrates.

Nach dem deutschen Theologieprofessor Konrad Raiser, der von 1993 bis 2003 ÖRK-Generalsekretär war, übernimmt nun erneut ein Europäer den Spitzenposten des Zusammenschlusses von rund 350 Kirchen aus mehr als 110 Ländern. Mit Gunnar Stalsett stand schon einmal ein Norweger an der Spitze eines kirchlichen Dachverbandes. Stalsett war von 1984 bis 1994 Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes.

Der Zentralausschuss leitet den Weltkirchenrat zwischen den etwa alle sieben Jahren stattfindenden Vollversammlungen, dem höchsten Beschlussgremium des Dachverbandes. Kobia hatte verkündet, dass er keine zweite Amtszeit mehr anstrebt. Er steht seit 2004 an der Spitze des ÖRK. Der Weltkirchenrat wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Ihm gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.

28. August 2009