Ilse Junkermann als erste mitteldeutsche Bischöfin eingeführt

Rund 1.200 Besucher bei Festgottesdienst im Magdeburger Dom

Magdeburg (epd). Die Theologin Ilse Junkermann ist am Samstag feierlich in ihr neues Amt als erste Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland eingeführt worden. Am Festgottesdienst zur Amtseinführung der 52-Jährigen im Magdeburger Dom nahmen 1.200 Besucher teil, unter ihnen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne). Auch mehrere Bischöfe aus ganz Deutschland waren unter den Gästen, darunter der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber.

Die mitteldeutsche Kirche war im Januar aus der Thüringer Landeskirche und der Kirchenprovinz Sachsen entstanden. In ihrer Einführungspredigt rief Junkermann dazu auf, die Gestaltung der neuen Landeskirche mit Zuversicht anzugehen. Die beiden vereinigten Kirchen hätten mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick erscheine. Die 52-jährige Junkermann hatte bis Ende Juli als Oberkirchenrätin das Dezernat Ausbildung und Personal der württembergischen Landeskirche in Stuttgart geleitet.

Die offizielle Einführung in das Bischofsamt, bei der ihr unter anderem ein neu geschaffenes Bischofskreuz überreicht wurde, nahmen der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Johannes Friedrich (München), und der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen, der badische Landesbischof Ulrich Fischer, vor.

Der EKD-Ratsvorsitzende Huber hob hervor, dass sich in der neuen Landeskirche erstmals innerhalb des Protestantismus lutherische und unierte Traditionen zusammenfänden. Unierte Landeskirchen wie die frühere Kirchenprovinz Sachsen waren vor knapp 200 Jahren aufgrund einer Vereinigung von Lutheranern und Reformierten entstanden. Die mitteldeutsche Kirche gehört der VELKD wie auch der UEK an.

Mit Verweis auf die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am Sonntag sagte Huber, die evangelische Kirche trete für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Kulturen in Deutschland ein. Jedem, der in den Wahlkampf ziehe, um Menschen mit anderer Herkunft und Hautfarbe auszugrenzen, werde eine klare Absage erteilt.

Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige sagte mit Blick auf die Ökumene, zwar müsse jede Kirche ihren eigenen Weg finden. Dennoch dürfe eine Kirche, die wirklich ökumenisch sein wolle, die anderen Christen nicht aus dem Blick verlieren oder bewusst vernachlässigen.

Junkermann wurde im März von der neu gebildeten Landessynode zur ersten Bischöfin gewählt. Sie ist nach Maria Jepsen aus Hamburg, Margot Käßmann aus Hannover und der 2008 in den Ruhestand getretenen Bärbel Wartenberg-Potter aus Lübeck die vierte evangelische Bischöfin in Deutschland. Zur neuen mitteldeutschen Kirche, die sich überwiegend auf die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, gehören rund 900.000 Protestanten.

Von ihrem ehemaligen württembergischen Landesbischof Frank Otfried July wurde Junkermann als eine Theologin gewürdigt, die während ihrer Tätigkeit in Stuttgart "große Spuren gelegt" habe. Sie stehe dafür, kirchliche Traditionen und "Zeitgenossenschaft" miteinander zu verbinden.

31. August 2009