Bischof Weber: Der Macht des Geldes Grenzen setzen

Frankfurt a.M. (epd). Ohne Ethik fährt die Wirtschaft nach Ansicht des evangelischen Bischofs Friedrich Weber gegen die Wand. Der Macht des Geldes und der Übermacht der Wirtschaft müssten Grenzen gesetzt werden, folgerte der braunschweigische Landesbischof am Mittwoch in Frankfurt am Main aus der Finanzkrise.

Sündhaft seien nicht Gewinn und Wettbewerb, sondern übertriebenes Profitstreben. Wo freier Markt Vorrang vor nachhaltigem Wirtschaften habe, werde wirtschaftlicher Erfolg zum "widergöttlichen Prinzip", sagte Weber beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer. In dem Arbeitskreis sind Persönlichkeiten zusammengeschlossen, die als Unternehmer oder Führungskräfte in der Wirtschaft tätig sind. Vorsitzender ist Michael Freiherr Truchseß.

Der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Martin Blessing, sagte, die Banken hätten aus der Finanz- und Wirtschaftskrise gelernt, vor allem technisch. Erst über die Zeit werde sich zeigen, ob sich auch die Einstellungen änderten. Institutionen hätten kein Gedächtnis und Menschen neigten dazu, zu vergessen und im Rückblick zu verklären, so der Bankchef.

Mit Regeln etwa zu Vergütungen sei man dabei, Fehlentwicklungen wieder in den Griff zu bekommen. Eine sehr schwierige Frage ist Blessing zufolge eine absolute Begrenzung der Vergütung. Allerdings seien Gehälter von hundert Millionen Dollar für einen Bankhändler kaum noch zu erklären. Vor diesem Hintergrund erinnerte er an das Vaterunser-Zitat "Und führe uns nicht in Versuchung".

Der unrechte Gebrauch von Gewinn werde in der Bibel als "Götze Mammon" bezeichnet, sagte Landesbischof Weber, der über die Aktualität der theologischen Barmer Erklärung sprach. Diese war von der Bekenntnissynode in Barmen 1934 verabschiedet worden. Eine Wirtschaft, die nicht Selbstzweck, sondern für Menschen da sei, brauche Grenzen, sagte Weber. Erfolgreiches wirtschaftliches Handeln setze derartige Regeln voraus. Feste Ordnungsstrukturen seien notwendig, damit die Menschlichkeit in der Wirtschaft nicht zum Verlustgeschäft werde. "Der soziale Friede in unserem Land ist ein hohes Gut", mahnte Weber.

Einer pauschalen Schelte der Wirtschaftselite unter dem Stichwort "Maßlosigkeit" stimme er nicht zu, sagte der Bischof weiter. Es gebe auch eine "Maßlosigkeit der Vorverurteilung". Führungskräfte der Wirtschaft hätten allerdings eine Vorbildfunktion. Fehlverhalten fördere die Vertrauenskrise des Wirtschaftssystems. Mittelständischen Unternehmen bescheinigte Weber, dass die Beziehung zwischen Unternehmer und Beschäftigten mitunter fast familiär sei.

Wirtschaftliches Handeln sei auch auf religiöse und kulturelle Werte und Voraussetzungen angewiesen, die nicht von der Wirtschaft gesetzt werden können, sagte der Landesbischof. Als Beispiel nannte er die Sonn- und Feiertagskultur. Feiertage sorgten für Maß und Rhythmus in der Arbeitszeit. Eine religiös geprägte Festkultur könne Freiräume für nicht zweckgebundenes Handeln eröffnen.

09. September 2009