Bischof Huber wirbt in London für Perspektivwechsel in der Ökumene

London/Hannover (epd). Bischof Wolfgang Huber hat einen Perspektivenwechsel in der Ökumene empfohlen. "Die Einheit der Kirchen muss nicht neu erfunden werden. Die Einheit der Kirchen ist der Grund, auf dem wir stehen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstagabend in London. Dieser Wechsel der Perspektive sei der entscheidende Schritt für eine ökumenischen Neuorientierung, die heute nötig sei. Huber sprach in Lambeth Palace, dem Amtssitz des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, über die ökumenischen Aufgaben am Beginn des 21. Jahrhunderts.

Zu den belastenden ökumenischen Faktoren in den vergangenen Jahren zählte Huber die mangelnde Übereinstimmung im Amtsverständnis. Diese Unterschiede erschwerten deutlich die wechselseitige Wahrnehmung als Kirche. Er hoffe, dass es in dieser strittigen Frage Bewegung gebe. "Ökumenische Fortschritte kann es nur geben, wenn die ökumenischen Partner sich in ihrem Kirchesein wechselseitig respektieren", sagte der Berliner Bischof nach vorab verbreitetem Redetext.

Huber ging auch auf die Beziehungen zwischen der EKD und der Kirche von England ein, die das Stadium allein theologischer Gespräche längst verlassen hätten. Aufbauend auf der Gemeinsamen Erklärung von Meissen, in der beide Kirchen unter anderem Abendmahlsgemeinschaft vereinbart haben, hätten sich "vielfältige lebendige Begegnungen" zwischen Gemeinden und Landeskirchen aus Deutschland und Diözesen in England entwickelt.

Diese ökumenische Verbundenheit trage wesentlich zu dem Versöhnungsprozess bei, "der zwischen unseren Völkern aus der Schuld und der Last unserer Geschichte von Feindschaft zu neuer Gemeinschaft in Frieden und gemeinsamer Verantwortung geführt hat". Heute verbinde sich Trauer und Scham angesichts der unzählbaren Zahl von Opfern des Zweiten Weltkrieges mit Dank für die Bereitschaft zur Versöhnung, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Erzbischof Williams bezeichnete Huber als geschätzten Freund und Kollegen. Er gehöre zu den wichtigsten christlichen Stimmen in Europa, sagte das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche.

11. September 2009

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut