EKD-Delegation besucht das geteilte Korea

Hannover (epd). Eine hochrangige Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist am Freitag zu einem zehntägigen Besuch nach Korea gereist. Erste Station ist Nordkorea, das die Vertreter der evangelischen Kirche unter Leitung von Bischof Wolfgang Huber auf Einladung des nordkoreanischen Christenbundes von diesem Samstag an besuchen wird. Dass der Besuch im geteilten Korea 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer stattfindet, verleihe ihm eine besondere Note, so die EKD.

Der Besuch in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang steht den Angaben nach im Zusammenhang mit ökumenischen Bestrebungen für Frieden und Wiedervereinigung auf der geteilten koreanischen Halbinsel. Zudem gehe es um Fragen der Entwicklungszusammenarbeit. In dem abgeschotteten Nordkorea, das Schätzungen zufolge 23 Millionen Einwohner hat, leben nur einige Tausend Christen. Sie sind in Hauskirchen organisiert und regimetreu.

In der Hauptstadt gibt es lediglich vier Kirchenbauten, zwei evangelische, sowie je eine katholische und orthodoxe Kirche. Seit 1989 haben mehrfach Delegationen des nordkoreanischen Christenbundes Deutschland besucht. Dabei kam es auch zu Begegnungen mit Kirchenvertretern aus Südkorea. Am Aufbau der Kontakte nach Nordkorea waren neben der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auch das Evangelische Missionswerk Südwestdeutschland beteiligt.

Dessen Ostasien-Referent Lutz Drescher sagte dem epd, die rund 13.000 Christen seien eine verschwindende Minderheit in dem kommunistischen Land. Der nordkoreanische Christenbund betreibe eine theologisches Seminar, in dem jeweils zwölf Theologen ausgebildet würden. Gefördert werde diese Ausbildung von südkoreanischen Kirchen. Nach der Erfahrung von Teilung und Wiedervereinigung könnten gerade Christen aus Deutschland Bemühungen um Frieden und Koexistenz auf der koreanischen Halbinsel unterstützen, sagte Drescher.

Die stellvertretende Kirchenpräsidentin von Hessen und Nassau, Cordelia Kopsch, die ebenfalls der Delegation angehört, äußerte die Hoffnung, dass mit dem Besuch die Partnerschaft zu den koreanischen Kirchen sowie die Kräfte für Frieden und Wiedervereinigung auf der Halbinsel gestärkt werden könnten. Für viele Koreaner habe Deutschland eine große Bedeutung, weil hier die politische Teilung vor 20 Jahren überwunden wurde. Die EKD-Vertreter werden auch die Demarkationslinie besuchen, die das Land teilt.

Die Delegation hält sich vom 15. bis 21. September in Südkorea auf. Rund ein Viertel der 48 Millionen Südkoreaner gehören einer christlichen Kirche an. Die Zahl der Protestanten wird auf 8,6 Millionen geschätzt, daneben gibt es rund fünf Millionen Katholiken. In Seoul sind Gespräche geplant mit dem Nationalen Kirchenrat, der evangelische und Pfingstkirchen umfasst, sowie mit der reformierten Presbyterianischen Kirche von Korea.

Neben dem EKD-Ratsvorsitzenden Huber gehören der Delegation an der stellvertretende Ratsvorsitzende Christoph Kähler, Landesbischöfin Margot Käßmann, die Ratsmitglieder Margit Fleckenstein und Gerrit Noltensmeier sowie EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte.

11. September 2009