Bischof Huber: Gelebter Glaube steht im Zentrum kirchlicher Reformen

Kassel (epd). Die Reformen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind nach den Worten des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber eine Reaktion auf eine tiefe geistliche Sehnsucht in der Gesellschaft. Bei den vor drei Jahren angestoßenen Veränderungen gehe es im Kern "um Fragen des gelebten und verstandenen Glaubens, um vertraute wie um neue Formen der Frömmigkeit", sagte Huber am Donnerstag in Kassel vor Eröffnung eines kirchlichen Kongresses mit 1.200 Teilnehmern. Die EKD-Zukunftswerkstatt endet am Samstag.

Huber, der Ende Oktober als Ratsvorsitzender aus dem Amt scheidet, äußerte Verständnis für die Sorge, dass angesichts von Sparzwängen und Strukturfragen geistliche Inhalte und theologische Deutungen bei den Reformbemühungen aus dem Blick geraten könnten. Bei dem Kongress in Kassel gehe es darum, deutlich zu machen, das in den Mittelpunkt zu stellen, was evangelische Kirche ausmache: Gottesbegegnung, Lebenserneuerung und Gemeinschaft.

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Einnahmen hatte die EKD-Spitze vor drei Jahren einen breit angelegten Reformprozess auf allen kirchlichen Ebenen angestoßen. Bei dem Treffen mit rund 1.200 Teilnehmern in Kassel soll eine Zwischenbilanz gezogen werden. Präsentiert werden rund 100 Beispiele innovativer kirchlicher Arbeit. Im Mittelpunkt der Zukunftswerkstatt stehen die Themen Qualität im Gottesdienst, einladende und missionarische Kirche sowie Führung und Leitung.

Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, würdigte die Vielfalt der Projekte, die in Kassel präsentiert werden: "So viel Aufbruch gab es selten", sagte die Grünen-Politikerin, die seit Mai dem Kirchenparlament vorsteht. Sie würdigte die Gemeinschaft in der evangelischen Kirche - trotz vieler verschiedener Meinungen und Positionen. Es gebe keine Frage, die die evangelische Kirche spaltet. "Unsere Verschiedenheit ist Reichtum", sagte Göring-Eckardt.

Für Donnerstagnachmittag stand die Eröffnung der Zukunftswerkstatt mit einem Gottesdienst auf dem Programm. Unter anderem wurden Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (beide CDU) erwartet. Zum Abschluss der Zukunftswerkstatt am Samstagmittag spricht Bundespräsident Horst Köhler.

24. September 2009

Statement des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, in der Pressekonferenz

Statement der Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt, in der Pressekonferenz


Zukunftswerkstatt der evangelischen Kirche mit Gottesdienst eröffnet

Kassel (epd). Mit einem Gottesdienst hat am Donnerstag in Kassel die Zukunftswerkstatt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. Der kurhessische Bischof Martin Hein wandte sich gegen eine mutlos machende "Sorgenlitanei", die vergangenen Zeiten nachtrauere. Es gehe darum, mit dem Glauben ernst zu machen und Gottes Treue Vertrauen zu schenken, sagte er in seiner Predigt in der Kasseler Stadthalle.

Bei dem Treffen mit rund 1.200 Teilnehmern soll bis Samstag eine Bilanz des Reformprozesses im deutschen Protestantismus gezogen werden. Präsentiert werden rund 100 Beispiele innovativer kirchlicher Arbeit. Im Mittelpunkt der Zukunftswerkstatt stehen die Themen Qualität im Gottesdienst, einladende und missionarische Kirche sowie Führung und Leitung. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Einnahmen hatte die EKD-Spitze vor drei Jahren einen breit angelegten Reformprozess auf allen kirchlichen Ebenen angestoßen.

Hein räumte ein, dass es in der Tat vielfältige Besorgnisse gebe. Als Beispiele nannte er den Mitgliederrückgang in den Landeskirchen, finanzielle Einbußen, Bedeutungsverlust und den Traditionsabbruch. In Zukunft würden die Menschen wieder vermehrt nach Grund und Ziel des Glaubens fragen, sagte der Bischof. Gemeinden würden eine große Attraktivität gewinnen, weil sie Orte der offenen Begegnung seien. "Viele Aufgaben warten auf uns, die wir nur entdecken müssen", ermunterte er.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, führte bei dem Gottesdienst die Leiter von drei neu gegründeten Kompetenzzentren der evangelischen Kirche ein. Das Zentrum für Predigtkultur in Wittenberg wird ab dem 1. Oktober von dem bayerischen Pfarrer Alexander Deeg geführt. In Hildesheim baut der oldenburgische Pfarrer Folkert Fendler das Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst auf. Der Mission in der Region widmet sich das dritte Kompetenzzentrum. Es ist an den drei Standorten Dortmund, Stuttgart und Greifswald angesiedelt und wird von Hans-Hermann Pompe geleitet, der bisher an der Spitze des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der rheinischen Kirche stand.

24. September 2009