Evangelische Kirche will attraktivere Gottesdienste feiern

Beckstein für Bewertung - Kasseler Zukunftswerkstatt endet Samstag

Kassel (epd). Die evangelische Kirche sucht nach neuen Wegen, um Menschen anzusprechen. Bei der Zukunftswerkstatt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stand am Freitag in Kassel insbesondere die Qualität von Gottesdiensten und Andachten auf dem Prüfstand. Der dreitägige Kongress mit 1.200 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus den 22 Landeskirchen geht am Samstag mit einem Besuch von Bundespräsident Horst Köhler zu Ende.

Günther Beckstein (CSU) warb dafür, Gottesdienste näher zu den Menschen zu bringen und ihre veränderten Gewohnheiten aufzugreifen. Rückmeldungen über Fragebögen, wie es sie auch in Hotels und Autowerkstätten gebe, seien dabei ein Hilfsmittel, sagte der frühere bayerische Ministerpräsident, der seit Mai als Vizepräses der EKD-Synode amtiert. Auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, sprach sich dafür aus, dass Gottesdienstbesucher ihre Eindrücke rückmelden können. Daneben gebe es die professionelle Rückmeldung mit Visitation oder Mentorat, sagte sie. Bedenken äußerte sie gegen eine Bewertung von Gottesdiensten von außen anhand journalistischer Kriterien.

Die EKD hatte ihren zweiten Kongresstag am Freitagmorgen mit 28 außergewöhnlichen Andachten gestartet. Unter anderem wurden Andachten auf dem ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, im Polizeipräsidium der Stadt, in einer Brauerei und auch virtuell im Internet gefeiert. Der EKD-Finanzchef Thomas Begrich sprach in der Schalterhalle der Evangelischen Kreditgenossenschaft über die Finanzkrise: Diese sei "eine Krise des Systems. Aber sie sei nicht nur von "Bankern" gemacht, sondern von Menschen. Es komme nicht darauf an, mit den Fingern auf "die Banker" zu zeigen, sondern sich selbst um einen verantwortlichen Lebensstil zu bemühen, der niemanden bedrücke, empfahl Begrich.

Bei der Online-Andacht des neuen Internetangebots "evangelisch.de" versammelten sich Interessierte aus mehreren deutschen Städten in einem sogenannten Chatroom. Neben Liturgie und gemeinsamen Gebeten bestand Gelegenheit zum Gedankenaustausch über biblische Texte. Die Teilnehmer formulierten zudem aktuelle Wünsche und Hoffnungen für ihr eigenes Leben.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann forderte in der "Frankfurter Rundschau" (Freitagsausgabe) dazu auf, dass die evangelische Kirche stärker junge Menschen anspricht und neue Lebensformen außerhalb der Familie positiv bewertet. "Junge Christen praktizieren heute eine große Vielfalt von Beziehungen und Lebensformen", sagte die geschiedene vierfache Mutter. Sie bewundere Ehen, die ein Leben lang halten. Doch Leben könne auch jenseits der Leitbilder gelingen. "Ich wünsche mir eine Kirche, die um die Brüche im Leben weiß und den Menschen zeigt, dass sie das nicht außerhalb der christlichen Gemeinde stellt", sagte Käßmann.

Am Freitagabend zeichnete die evangelische Kirche zahlreiche Projekte, Initiativen und Personen aus. Unter den Preisträgern ist der ehemalige Leipziger Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer. Er erhielt den Sonderpreis 2009 des Evangelischen Buchpreises, der mit 3.000 Euro dotiert ist. Führer wurde für sein autobiografisches Buch "Und wir sind dabei gewesen" ausgezeichnet, das die friedliche Revolution des Jahres 1989 in Leipzig nachzeichnet.

26. September 2009

EKD-Zukunftswerkstatt in Kassel


Evangelische Kirche vergibt Preise für ausgezeichnete Ideen

Kassel (epd). Für herausragendes kirchliches Engagement hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieben Auszeichnungen an Einzelpersonen, Initiativen und Projekte verliehen. Die Preisverleihung erfolgte bei der EKD-Zukunftswerkstatt am Freitagabend in Kassel.

- Pfarrer Christian Führer erhielt den Sonderpreis 2009 des Evangelischen Buchpreises für sein Buch "Und wir sind dabei gewesen", das autobiografisch die friedliche Revolution des Jahres 1989 in Leipzig nachzeichnet. Der erstmalig verliehene Preis wurde vom Evangelischen Literarturportal vergeben und ist mit 3.000 Euro dotiert.

- e/motion e.V. des CVJM Essen wurde mit dem "Förderpreis für missionarische Projekte - Fantasie des Glaubens" ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Arbeitsgemeinschaft missionarischer Dienste im Diakonischen Werk der EKD verliehen.

- An den Stadtökumenekreis Leipzig ging der Gottesdienstpreis 2009. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wurde für einen beispielhaften Gottesdienst auf einem Stadtfest im Nikolaikirchhof zu Leipzig verliehen.

- Für das Projekt "Theaterpredigt" der Kulturkirche St. Stephani nahmt der Bremer Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz den Evangelischen Kulturpreis "Grenzgänger" entgegen. Die von der EKD erstmals verliehene Auszeichnung ist mit 2.017 Euro dotiert.

- Mit dem Hanna-Jursch-Preis der EKD wurde Regina Sommer für ihre wissenschaftlich-theologische Arbeit über Tauftheologie und -praxis geehrt. Dieser Preis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.

- Der Evangelische Jugend-Projekt-Preis "JUPP!" ging an das Projekt "Move your Life" des Parkours-Camps in Laatzen bei Hannover. Die Initiative zeige, wie sich Jugendliche in der Kirche ihren Platz erobern und gestalten. Vergeben wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland.

- An die "Gemeindeagende" des Kirchenkreises Egeln in Mitteldeutschland ging der Publikumspreis der Zukunftswerkstatt. Das Projekt in Sachsen-Anhalt hat dazu geführt, dass mehr Ehrenamtliche in die Gestaltung von Gottesdiensten einbezogen werden. Der Preisträger wurde durch die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt bestimmt und erhält 2.500 Euro.

26. September 2009