Evangelische Kirche bedauert geringe Wahlbeteiligung

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht mit Sorge die geringe Beteiligung bei der Bundestagswahl. Die Kirche dürfe es künftig nicht mehr bei allgemeinen Wahlaufrufen belassen. Sie solle Menschen auch zur Parteipolitik ermutigen, sagte der EKD-Vertreter bei der Bundesregierung, Prälat Bernhard Felmberg, am Sonntagabend in Berlin. Er forderte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Christen müssen stärker in Parteien gehen."

An der Bundestagswahl am Sonntag beteiligten sich rund 72 Prozent der Wahlberechtigten. Das ist die niedrigste Wahlbeteiligung seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland.

Der Wechsel von der großen Koalition zu einem schwarz-gelben Regierungsbündnis ist nach Felmbergs Worten für die EKD eine Chance und Herausforderung zugleich. In Bürgerrechtsfragen wie bei der umstrittenen Visa- und Einladungsdatei für Ausländer habe es schon bisher eine Nähe zu Positionen der Freien Demokraten gegeben. "Andere politische Fragen sind schwerer handhabbar", sagte der Prälat. In der vergangenen Legislaturperiode waren unter anderem in der Bioethik unterschiedliche Auffassungen zwischen EKD und FDP zutage getreten.

Im Verhältnis zu den Christdemokraten und zum CDU-geführten Bundeskanzleramt erwartet der Berliner EKD-Vertreter Kontinuität. "Die CDU wird gut daran tun, zu beiden großen Kirchen guten Kontakt zu pflegen", sagte Felmberg. Bei christlich relevanten Themen, die die CDU vorantreibe, solle sie die Übereinstimmung mit den Kirchen suchen.

Der EKD-Repräsentant in der Bundeshauptstadt äußerte sich erstaunt über das schlechte Abschneiden der SPD. Viele Abgeordnete, die nun nicht mehr in den Bundestag einzögen, hätten in ihrer parlamentarischen Arbeit Positionen der Kirche vertreten.

Erfreut zeigt sich die evangelische Kirche darüber, dass nach den Landtagswahlen in Brandenburg die rechtsextreme DVU nicht mehr dem Landesparlament in Potsdam angehört. "Rechtsradikale Parteien sind für Christen nicht wählbar", sagte Felmberg.

28. September