Bischof Hein gegen Sterbehilfeorganisationen

Kassel (epd). Kommerzielle Organisationen zur Sterbehilfe sollen nach den Worten des kurhessischen Bischofs Martin Hein in Deutschland keine Zulassung erhalten. "Auch die letzte Etappe eines Lebens ist immer noch Leben", wies er das Ansinnen einer ärztlich begleiteten, aktiven Sterbehilfe am Mittwochabend in Kassel zurück. Kein Leben sei in sich sinnlos und perspektivlos. "Wir können über das Leben nicht befinden, weil wir es uns selbst nicht gegeben haben", sagte Hein auf einer Veranstaltung der Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit Nordhessen.

Dagegen plädierte der Psychiater Johann Friedrich Spittler, der als Gutachter für die Schweizer Sterbehilfeorganisation "Dignitas" arbeitet, für die Möglichkeit einer ärztlichen Beihilfe zum Suizid. "Ich habe nicht das Recht, den Wunsch eines Menschen zu verneinen", verwies er auf die freie Willensentscheidung. In den bisher 52 Fällen, in denen er ein Gutachten erstellte, habe er ein wahres "Desaster von Biografien" erlebt. Die Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollten, hätten oft jahrelange medizinische Behandlungen erduldet. Spittler räumte ein, dass in zwei Drittel der begutachteten Fälle die betroffenen Menschen noch eine unbegrenzte Lebenserwartung gehabt hätten. "Manche Fälle sind außerordentlich schwer zu beurteilen", sagte er.

Deutlich gegen eine Beihilfe zum Suizid sprach sich der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Christof Müller-Busch, aus. "Hinter jedem Suizid zeigt sich Not - aber auch eine ungeheure Egozentrik", gab er zu bedenken. Schließlich gebe es auch Menschen, die eine versuchte Selbsttötung überlebten und diesen Akt später als Fehler betrachteten. "Ein Suizid ist kein Garant für einen guten Tod", ergänzte er.

08. Oktober 2009