Bischof Huber: Spitzengehälter müssen ganzer Gesellschaft nützen

Hannover (epd). Hoch bezahlte Spitzenleistungen in der Wirtschaft müssen nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, erkennbar der ganzen Gesellschaft zugutekommen. "Auch der Schwächere muss einsehen, dass die Bevorzugung des einen auch den Benachteiligten nützt", sagte Huber am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow "Tacheles" in Hannover zum Thema "Geld, Gier und Gerechtigkeit". Die Sendung wird am Sonntag ab 13 Uhr und ab 22.30 Uhr auf dem Sender Phoenix ausgestrahlt.

Huber sagte: "Dass Gehälter die Aktienkurse kommentieren, verstehen die Leute nicht." Doch nicht nur das Geld halte den Kreislauf der Wirtschaft am Laufen: "Vertrauen ist genauso wichtig." Der Ratsvorsitzende warnte zugleich vor einer Vergötzung des Geldes: "Wir müssen das Geld wieder als Instrument sehen."

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach sich unter dem Eindruck der Finanzkrise für mehr Frauen in den Führungsetagen der Wirtschaft aus. "Sie stellen Fragen, an die Männer nicht denken", sagte er bei der Aufzeichnung der Sendung in der Marktkirche. Männern gehe es in den Gremien häufig mehr um Profilierung als um Ergebnisse. Auch die ARD-Börsenkorrespondentin Anja Kohl forderte eine "Feminisierung" des Finanzwesens: "Studien zeigen, dass Frauen langfristig anlegen, weniger Risiken eingehen und weniger hin und her schwanken."

Der islamische Bankier Zaid el-Mogaddedi sprach sich für eine Rückkehr zur Realwirtschaft aus. "Nur fünf Prozent der Zahlungsströme fließen in reale Güter, 95 Prozent in Güter, die nicht fassbar sind." Im Islam herrsche das Prinzip: "Nicht Geld gegen Geld, sondern Geld gegen Ware." Zinsen seien verboten. Jedes Finanzprodukt sollte von einer Ethik-Kommission geprüft werden, forderte er. El-Mogaddedi ist Direktor des "Institute for Islamic Banking and Finance" in Frankfurt.

Der Vorstandsvorsitzende der Bank Sarasin AG, Frank Niehage, warnte davor, alle Banker über einen Kamm zu scheren: "80 bis 90 Prozent von ihnen machen eine anständige Arbeit und haben nichts mit der Krise zu tun, die in den USA entstanden ist." 95 bis 98 Prozent hätten keine Spitzengehälter, sondern seien tariflich bezahlt. Gleichwohl müssten Spitzenleistungen auch angemessen honoriert werden. Deutschland stehe hier in einem internationalen Wettbewerb.

09. Oktober 2009

Talkshow „Tacheles“