Bischof Friedrich wirbt für evangelisch-lutherische Spiritualität

Ulm (epd). Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Johannes Friedrich, sieht Defizite der Kirchen bei der Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation. Angesichts des Traditionsabbruchs bei der Glaubensvermittlung sei religiöse Bildung gefordert, sagte Friedrich am Freitag in seinem Bericht vor der lutherischen Generalsynode in Ulm. Darin warb er auch dafür, die evangelisch-lutherische Spiritualität stärker zu profilieren.

Die Überlieferung des Glaubens funktioniere nur, "wenn die, die etwas weitergeben sollen, wissen was sie weitergeben. Und genau da hapert es", sagte der bayerische Landesbischof. Er kündigte an, dass sich VELKD intensiv der "Auskunftsbefähigung über den Glauben" zuwenden werde. Dazu gehöre auch die Vorbereitung eines "modernen Elementarkatechismus". Dieser ersetze zwar nicht das Gespräch in der Familie oder den Gottesdienstbesuch, er biete allerdings einen Einstieg.

Bildungsarbeit sei von zentraler Bedeutung für die Kirche, sagte der Leitende Bischof. Versäumnisse in diesem Bereich würden später durch "Entfremdung, Entkirchlichung und Kirchenaustritte" bezahlt. Mangelnde Beheimatung im Glauben sowie in Gottesdienst und Gebet trügen zu Entsozialisierung bei. Kirchenmitgliedschaft rücke dann in den Bereich des Verzichtbaren.

Friedrich warb dafür, bei dem großen Gegenwartsthema Spiritualität lutherisches Profil zu zeigen. "Es ist ja nicht so, dass erst der Benediktinerpater Anselm Grün Engel für die Spiritualität entdeckt hat." Das finde sich schon alles bei Martin Luther. Daher sei es keineswegs "unlutherisch", Menschen in Sorgen einen Engel zu schenken.

Über das Verhältnis zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zur Union Evangelischer Kirchen sagte der Leitende Bischof der Lutheraner, es gehe nicht um eine verstärkte Konfessionalisierung, sondern um Profilierung. Die EKD wolle gegenüber ihren ökumenischen Partnern Profil zeigen. "Dann aber darf nicht nach innen als Konfessionalisierung diffamiert werden, wenn die VELKD in der EKD Profil zeigt." Die VELKD vereint acht evangelisch-lutherische Landeskirchen mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern.

23. Oktober 2009