Präses Göring-Eckardt wirbt für Einmischung und geistliche Substanz

Ulm (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, hat dafür geworben, dass sich nicht nur prominente Protestanten, sondern auch einfache Christen vernehmbarer zu Wort melden. "Ich wünsche mir mehr Mut zum Bekenntnis", sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in ihrem Bericht vor der Synode in Ulm. Diese Bitte richte sich auch an den Ingenieur, die Kassiererin, die Ärztin und den Landwirt. Göring-Eckardt fügte hinzu: "Kirche wächst durch uns, oder sie wird ihre Bedeutung verlieren."

Zugleich forderte die Synodenpräses die evangelischen Christen zur politischen Einmischung auf: "Wir übernehmen Verantwortung in der Welt, in die uns Gott gestellt hat." Handlungsbedarf sieht Göring-Eckardt bei den Zukunftschancen von Kindern aus sozial schwachen Familien und der Bewahrung der Schöpfung. Angesichts der Klimakrise dürfe die Kirche die gesellschaftliche Debatte über die Lebensstile nicht ignorieren, sondern sollte eine Vorreiterrolle für Nachhaltigkeit übernehmen. 25 Millionen Protestanten könnten sich täglich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit entscheiden, sagte die Bundestagsvizepräsidentin. Sie rief die Kirche weiter dazu auf, sich der Marktmacht ihrer Einrichtungen etwa beim Einkauf fair gehandelter Produkte bewusst zu sein.

Göring-Eckardt, die seit Mai an der Spitze des EKD-Kirchenparlamentes steht und zum Beginn der fünftägigen Beratungen in Ulm erstmals einen Bericht abgab, setzte sich entschieden für eine Fortsetzung des Reformprozesses ein: "Wir wollen den in Fahrt gekommenen Wagen nicht mehr bremsen." Auch nach der Wahl des neuen Rates, der am Dienstag und Mittwoch neu zusammengesetzt wird, werde niemand die Reformanstrengungen zurückdrehen wollen, sagte die Präses. Ohne den Geist des Aufbruchs gehe es nicht in der Kirche.

Den evangelischen Theologen empfahl die Präses, sich öffentlich zu den Lebensfragen zu äußeren, die viele Menschen bewegten. Jenseits von Ratgeber- und Sinnstiftungsliteratur müsse auch die Theologie verständliche Anstöße und Antworten geben: "Da haben wir Nachholbedarf." in Glaubensfragen müssten evangelische Christen und Theologen auskunftsfähiger werden.

25. Oktober 2009

Der Bericht des Präsidiums der Synode