Kirche will auch sozial Schwache für Ehrenamt gewinnen

Ulm (epd). Die evangelische Kirche warnt vor den Auswirkungen sozialen Abstiegs auf ehrenamtliches Engagement. "Arbeitslosigkeit und Armut sind Gift für das Ehrenamt", sagte Klaus Eberl, Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Montag bei der Herbsttagung des Kirchenparlaments in Ulm. In dem Entwurf zu einer Kundgebung, die die Synode bei ihrer bis Donnerstag dauernden Tagung verabschieden will, plädiert die Kirche für spezielle Bildungsangebote sowie die Zahlung von Aufwandsentschädigungen, um zum Beispiel Geringverdienern, Arbeitslosen und Migranten den Weg zum Ehrenamt zu ebnen.

"Ohne ehrenamtliches Engagement verkümmert unsere Gesellschaft", heißt es in dem Entwurf. Bürgerschaftliches Engagement sei unersetzlich für den Zusammenhalt eines sich individualisierenden Gemeinwesens. In dem Papier unter dem Titel "Ehrenamt Evangelisch. Engagiert." wird auch vor den Folgen zunehmender Konkurrenz um ehrenamtliche Helfer gewarnt. Der Wettbewerb zwischen Organisationen um Freiwillige sollte von einer "grundlegenden Haltung zur Kooperation" getragen sein.

Die evangelische Kirche hält die Altersgruppe der 25- bis 45-Jährigen für unterrepräsentiert im Ehrenamt. Beruflich und familiär stark eingebundenen Männer seien darauf angewiesen, dass ihr Engagement von Arbeitgebern ermöglicht, gefördert und gewürdigt wird. Brückenschläge zwischen Arbeitswelt und Ehrenamt seien notwendig, wie sie schon in Form einiger Freiwilligenprogramme existierten.

In dem Kundgebungsentwurf wird eine professionelle Begleitung der Ehrenamtlichen gefordert. Motivation und Interessen Ehrenamtlicher, die ihren Dienst heute vielfach zur Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung nutzten, müssten wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Einsatzfelder der Freiwilligen sollten klar abgegrenzt werden. In den Kirchengemeinden sollten die Pfarrer die ehrenamtlich Engagierten nicht nur theologisch und spirituell begleiten, sondern sie auch aktiv bei der Ausübung des Amtes unterstützen.

26. Oktober 2009

2. Tagung der 11. Synode der EKD in Ulm