Evangelische Kirche: Freiwilliges Engagement stärker anerkennen

Ulm (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) macht sich dafür stark, freiwilliges Engagement stärker anzuerkennen und Ehrenamtlichen mehr Teilhabe zu ermöglichen. Bürgerschaftliches Engagement sei unersetzlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft, hebt die Synode der EKD in einem am Donnerstag in Ulm einstimmig beschlossenen Papier hervor. Unentgeltlicher und gemeinwohlorientierter Einsatz sei Ehrensache: "Soziale Netzwerke geben Menschen Halt und Orientierung".

In dem Papier unter dem Titel "Ehrenamt Evangelisch. Engagiert." wird klargestellt, dass Leitung in der Kirche kollegial von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern erfolgt. Mit Blick auf Sorgen um Arbeitsplätze als Folge rückläufiger Finanzen heißt es: "Ehrenamtliche können und sollen Hauptamtliche nicht ersetzen." Vielmehr müsse die Kultur der Zusammenarbeit von freiwilligen Helfern und Hauptberuflichen weiterentwickelt werden.

Anerkennung und Fortbildung von Freiwilligen müssten verbessert werden, wird weiter empfohlen. Über Fortbildungen werde die Kompetenz erweitert, aber auch Motivation zum Engagement gesteigert. Freiwillige Projekte sollten regelmäßig öffentlich vorgestellt und ausgezeichnet werden.

Die Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement muss dem Papier zufolge schon in der Jugend gefördert werden. Dabei kämen der Konfirmandenarbeit und den Schulen große Bedeutung zu. Brückenschläge zwischen Erwerbswelt und Kirche seien unverzichtbar für die Altersgruppe zwischen 25 und 45, die im ehrenamtlichen Engagement unterrepräsentiert sei. Generationenübergreifende Projekt böten eine besondere Chance, heißt es weiter. Genannt werden Lesepatenangebote sowie Mentorenprogramme mit Schulen und Ausbildungsstätten, die von Gemeinden und diakonischen Einrichtungen intensiviert werden sollen.

Gerade Freiwilligendienste böten besondere Chancen für gesellschaftliches Engagement, heißt es in dem Papier weiter. Deshalb sollte das Freiwillige Jahr von Jobcentern zur Berufsvorbereitung anerkannt werden. Kirchliche Träger müssten die Zahl der Plätze von Freiwilligendiensten stabil halten und wo möglich erhöhen, lautet eine Forderung. Zum "neuen Typ von Ehrenamt" wird Gemeinden und Kirchen empfohlen, sich stärker für die "neuen" Ehrenamtlichen zu öffnen. Freiwillige Helfer sollten theologisch und spirituell begleitet werden. "Ehrenamtliches Engagement ist zentraler Ausdruck des Glaubens", stellt das Panier fest. Es gehöre zur Freiheit eines Christenmenschen, Verantwortung zu übernehmen.

29. Oktober 2009

Die Kundgebung der 11. Synode im Wortlaut

Weitere Beschlüsse der Synode



Synodentagung in Ulm beendet

Ulm (epd). Mit Beschlüssen zur Stärkung des Ehrenamts, zum Klimaschutz und zum Ausländerrecht ist am Donnerstag die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Ende gegangen. Die Kirchenparlamentarier sprachen sich dafür aus, freiwilliges Engagement stärker anzuerkennen und Ehrenamtlichen mehr Teilhabe zu ermöglichen. Außerdem appellierten sie an die Bundesregierung, sich beim Weltklimagipfel im Dezember für wirkungsvolle Beschlüsse einzusetzen und Änderungen beim Ausländerrecht vorzunehmen. Einen Tag nach der Wahl Margot Käßmanns an die EKD-Spitze verabschiedeten die Synodalen den bisherigen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber.

In einer am Schlusstag der fünftägigen Beratungen in Ulm einstimmig beschlossenen sogenannten Kundgebung heißt es, bürgerschaftliches Engagement sei unersetzlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Unentgeltlicher und gemeinwohlorientierter Einsatz sei Ehrensache: "Soziale Netzwerke geben Menschen Halt und Orientierung".

In dem Papier unter dem Titel "Ehrenamt Evangelisch. Engagiert." wird klargestellt, dass Leitung in der Kirche kollegial von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern erfolgt. Mit Blick auf Sorgen um Arbeitsplätze als Folge sinkender Einnahmen heißt es: "Ehrenamtliche können und sollen Hauptamtliche nicht ersetzen." Vielmehr müsse die Kultur der Zusammenarbeit von freiwilligen Helfern und Hauptberuflichen weiterentwickelt werden.

Zudem appellierte das Kirchenparlament an die Bundesregierung, sich in Kopenhagen verbindlich zu verpflichten, die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2020 gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. "Ein Scheitern der Klimaverhandlungen wäre verhängnisvoll", heißt es in dem Beschluss.

Die Synode forderte den Rat der EKD zudem auf, sich bei der Bundesregierung für eine Änderung des Staatsangehörigkeitrechts einzusetzen. Insbesondere das sogenannte Optionsmodell, nach dem in Deutschland geborene Kinder von Ausländern im Alter zwischen 18 und 23 Jahren zwischen dem deutschen Pass und dem ihrer Eltern wählen müssen, solle überprüft werden. Die bisherige Regelung habe zu großen bürokratischen und integrationspolitischen Problemen geführt, heißt es in dem Beschluss. Die Jugendlichen fühlten sich nicht als "vollwertige Mitglieder der deutschen Gesellschaft" angenommen.

Höhepunkt der Tagung in Ulm waren die Wahlen zum Rat, dem obersten Leitungsgremium der EKD. Dabei setzte sich am Mittwoch die hannoversche Landesbischöfin Käßmann als Ratsvorsitzende durch, die den mit 67 Jahren ausgeschiedenen Berliner Bischof Huber nach sechs Jahren an der Spitze der 25 Millionen Protestanten ablöst. Käßmann ist die erste Frau in diesem Amt. Die Amtsübergabe erfolgte am Mittwochabend bei einem Gottesdienst im Ulmer Münster. Am Schlusstag der Beratungen wurde Huber von den Synodalen noch einmal mit stehendem Applaus verabschiedet.

Das Kirchenparlament trifft sich das nächste Mal im November 2010 in Hannover. Dabei soll der letzte Platz im 15 Mitglieder umfassenden Rat der EKD besetzt werden, für den sich in Ulm in einem mehr als 15 Stunden dauernden Wahlmarathon kein Kandidat mehr gefunden hatte. Schwerpunktthema der nächsten Synodentagung ist Bildung unter dem Titel "Niemand darf verloren gehen! Zur Bedeutung der Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit".

29. Oktober 2009