EKD-Ratsvorsitzende Käßmann ruft zur Umkehr auf

Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat am Buß- und Bettag zum Innehalten und Nachdenken aufgerufen. Der Suizid des hannoverschen Fußballspielers Robert Enke habe gezeigt, wie gefährdet das Leben jenseits von allem Anschein von Erfolg und Anerkennung sei. "Nichts auf dieser Erde, nicht Geld, nicht anerkannte Leistung kann uns vor dem Abgleiten in seelische Tiefen bewahren, wenn wir keinen anderen Halt haben als äußerliche Glückskriterien", sagte Käßmann am Mittwoch im Bußtagsgottesdienst in der Marktkirche in Hannover.

Die hannoversche Landesbischöfin rief dazu auf, ein Leistungsdenken und -streben aufzugeben, dass allein "den Starken, Schönen und Erfolgreichen sieht". Es gehe darum, dem anderen zuzugestehen, dass er seine starken Seiten zeigen und leben könne und trotzdem Schwächen eingestehen dürfe. Auch ein Gefühl von Leichtigkeit, Humor, Lebenslust und Lebensfreundlichkeit gehöre zum Alltag dazu. Die Gesellschaft, müsse sich bewusst sein, dass "der Mensch kein perfektes Wesen ist".

Bei der Trauerandacht für Robert Enke vor einer Woche seid deutlich geworden, dass kein Fußballritual den Trost ersetzen könne, den der christliche Glaube gebe, sagte Käßmann: "Weil unser Glaube um Leid, Not und Tod weiß. Weil wir nicht nur Siege kennen, sondern weil auch die Verlierer vor Gott angesehen sind."

Der protestantische Buß- und Bettag hat eine lange Tradition. Er wurde erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg nachgewiesen. In den 90er Jahren wurde er zum politischen Zankapfel und 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Der Bußtag hat seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender jedoch nicht verloren. Viele Gemeinden laden meist am frühen Abend zu Gottesdiensten ein, um so auch Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen.

18. November 2009