EKD-Ratsvorsitzende fordert Gerechtigkeit für Opfer von Vergewaltigung

Hannover (epd). Bischöfin Margot Käßmann hat am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen eine Enttabuisierung des Themas Vergewaltigung im Krieg gefordert. "Noch immer wird zum Beispiel am Volkstrauertag nur der toten Soldaten und Widerstandskämpfer gedacht, nicht aber der Millionen von schwer traumatisierten Vergewaltigungsopfern", erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Hannover.

Weltweit seien Frauen in besonderer Weise Opfer von Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten, fügte die Repräsentantin von rund 25 Millionen Protestanten in Deutschland hinzu: "Vergewaltigungen gelten vielerorts als 'Kollateralschäden', die häufig nicht gerichtlich verfolgt werden". Dabei sei es für die körperliche und seelische Heilung der Frauen unerlässlich, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahre, so die hannoversche Landesbischöfin.

"Die Frauen dürfen nicht ein zweites Mal Opfer werden, durch Verschweigen, Nicht-Ernstnehmen oder Bagatellisierung des Unrechts", so Käßmann. Vergewaltigung sei "eine Menschenrechtsverletzung - und wir alle müssen dafür eintreten, dass die Opfer Hilfe und Anerkennung bekommen, medizinisch, therapeutisch und juristisch."

Die Gewalt gegen Frauen sei nicht nur ein Thema weit entfernter Länder, betonte die evangelische Theologin. Allein gegen Ende des Zweiten Weltkrieges seien in Deutschland etwa zwei Millionen Frauen Opfer von Vergewaltigungen, erklärte Käßmann unter Berufung auf die Hilfsorganisation "medica mondiale".

Dies sei über Jahrzehnte hinweg tabuisiert worden. Käßmann: "Heute leben in vielen Alten- und Pflegeheimen Frauen, die ihr Schicksal ihr Leben lang verdrängt und verschwiegen haben." Hier müsse es mehr Hilfsangebote geben, auch für die Pflegekräfte zum Umgang mit den Betroffenen.

25. November 2009