Käßmann kritisiert Benachteiligungen im deutschen Bildungssystem

Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat den Ausbau der frühkindlichen Bildung gefordert. Ziel sei die Unterstützung von Kindern aus bildungsfernen Schichten, sagte Käßmann am Freitag vor mehr als 600 Lehrern bei einem Bildungsforum der hannoverschen Landeskirche in Hannover. "Es besteht ein Zusammenhang zwischen Armut und mangelnder Bildung." Deshalb sei die Bekämpfung von Armut ein zentrales Anliegen der Kirche.

Die Landesbischöfin plädierte für mehr Sprachförderung für Migranten. Käßmann: "Die hohe Zahl von Bildungsverlierern besonders von Einwandererkindern ist deutlich zu verringern." Außerdem müsse die Qualität der schulischen Bildung insgesamt verbessert werden. Zu viele Schulabgänger gälten auf dem Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar. Viele Schulen seien ein Brennpunkt des multikulturellen und multireligiösen Zusammenlebens. Die Schüler benötigten Hilfen, um notwendige soziale, emotionale und religiöse Kompetenzen entwickeln zu können.

Das System Schule verlange von seinen Lehrkräften einen hohen Einsatz. Es sei besonders schwierig, Schüler aus sozial schwachen Familien zu unterrichten: "Sie bräuchten sehr viel mehr, insbesondere individuelle Förderung, aber auch menschliche Zuwendung." Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müsse auf die Arbeitsbedingungen in den Schulen geachtet werden, sagte Käßmann zu den Lehrern: "Dazu müssen Belastung und Entlastung in einem guten Verhältnis stehen, muss der Beruf von Ihnen selbst dauerhaft bejaht und gewollt sein."

Lehrer hätten eine ungeheuer große Verantwortung, sagte die Bischöfin weiter: "Und so liegt mir an einer klaren Wertschätzung unserer Gesellschaft dafür." Bildung lebe von Hoffnungen und Visionen, um neue Aufbrüche in die Zukunft zu ermöglichen. "Versuchen wir aus unseren Schulen das Beste zu machen. Lassen wir kein Kind verloren gehen, sondern ringen wir darum, jedes so gut wie möglich zu fördern."

11. Dezember 2009