Margot Käßmann drängt auf Initiativen gegen Kinderarmut

Köln (epd). Bei ihren Gesprächen mit der Politik im Januar will die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, auf mehr Initiativen gegen Kinderarmut drängen. "Mich bedrückt ganz besonders, dass jetzt jedes sechste Kind in Armut aufwächst", sagte die hannoversche Landesbischöfin am Freitag im Hörfunksender WDR5. Dabei gehe es nicht nur um materielle, sondern auch um Beteiligungsarmut, weil die Kinder nicht die Bildungschancen wahrnehmen könnten.

Für die Kirche werde soziale Gerechtigkeit immer im Vordergrund stehen, sagte die Ratsvorsitzende: "Gerechtigkeit misst sich in der Bibel daran, wie es den Schwächsten im Land geht." Vor diesem Hintergrund äußerte sich Käßmann skeptisch zu den Betreuungsgeld-Plänen der Union. Dies könnte Einzelne dazu verleiten, Kinder nicht in die Tagesstätte zu bringen, wo sie früh gefördert werden, sondern sie zu Hause zu behalten. Dabei sei erwiesen, dass bei der Einschulung viele dieser Kinder wesentlich weniger Chancen hätten. "Kinder lernen von eins bis drei am stärksten Sozialverhalten, Vertrauen und von drei bis sechs lernen sie Lernverhalten", fügte die Bischöfin hinzu.

Auch beim Thema Steuersenkung geht es Käßmann zufolge um soziale Gerechtigkeit: "Macht das jetzt Sinn, Steuern zu senken in einer Zeit, in der die Überschuldung für die nachkommenden Generationen schon ein Ausmaß erreicht hat, das meines Erachtens so nicht mehr verantwortbar ist." Zu einer solidarischen Gemeinschaft gehöre es auch, dass die Starken für sozialen Frieden einträten und Steuern zahlten, und nicht jeder versuche, Steuern zu sparen. Zudem würde eine Steuersenkung die Kirchen massiv treffen, argumentierte die Landesbischöfin.

18. Dezember 2009