Zusammenstöße in Ägypten nach Anschlag auf Christen

Mindestens sechs Christen nach Weihnachtsmesse getötet

Kairo/Frankfurt a.M. (epd). Nach einem Anschlag auf Christen sind im Süden Ägyptens Unruhen ausgebrochen. Der arabische Sender Al Dschasira berichtete am Donnerstag von Zusammenstößen zwischen etwa 2.000 Christen und der Polizei. In dem Ort Nag Hammadi waren in der Nacht mindestens sechs koptische Christen und ein muslimischer Wachmann nach einer Weihnachtsmesse erschossen worden.

Dem Bericht zufolge warfen die Demonstranten Steine auf die Sicherheitskräfte. Sie hatten sich vor der Leichenhalle eines Krankenhauses versammelt, wo sich die Opfer des Anschlags befanden. In der Nacht hatten laut Al Dschasira drei Männer vor der Jungfrau-Maria-Kirche mit Maschinengewehren auf Christen geschossen, die von der koptischen Messe kamen.

Nag Hammadi liegt etwa 65 Kilometer von Luxor entfernt, in der Provinz Kena. Dort war es bereits seit Tagen zu Zusammenstößen zwischen der christlichen Minderheit und der muslimischen Bevölkerungsmehrheit gekommen. Das ägyptische Innenministerium vermutet, dass der Anschlag ein Racheakt sei für die Vergewaltigung eines muslimischen Mädchens durch einen christlichen Mann, die im November in Nag Hammadi geschehen sei. Zeugen hätten den Haupttäter erkannt.

Nach Medienberichten hatte Bischof Kirollos von Nag Hammadi anonyme Drohungen erhalten und deshalb die Messe eine Stunde früher als üblich beendete. Er beschuldigte radikale Muslime der Tat.

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus und gehört damit zu den ältesten der Welt. An der Spitze steht Papst Shenuda III. In Ägypten sind etwa 15 Prozent der 75 Millionen Einwohner Kopten. Die Verschiebung des Weihnachtsfests um 13 Tage gegenüber dem Westen beruht auf dem alten Julianischen Kalender, an dem die orthodoxen Kirchen festhalten.

07. Januar 2010