Studie wirbt für Kirchenvisitation

München (epd). Die geregelte Überprüfung von Kirchengemeinden ist nach Ansicht der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) nicht überholt. Die Beratung und Begleitung von Kirchengemeinden könne für eine Zwischenbilanz und Neuausrichtung genutzt werden. Für die Weiterentwicklung kirchlicher Arbeit sei die sogenannte Visitation als "Instrument der Qualitätssicherung" unverzichtbar, sagte der Leitende VELKD-Bischof, Johannes Friedrich, am Montag in München.

Er fügte hinzu, es gebe eine große Bereitschaft, die Arbeit in den Kirchengemeinden auf den Prüfstand zu stellen. Die mit der Visitation verbundene Beratung könne zur Neuausrichtung der Gemeinde beitragen. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands repräsentiert rund zehn Millionen Mitglieder.

Friedrich stellte bei einem Fachgespräch eine Studie über die Praxis von Kirchenvisitationen vor. Der Text wurde im Auftrag der lutherischen Bischofskonferenz von theologischen Experten erstellt. Bei einer Visitation besuchen kirchliche Verantwortliche einzelne Gemeinden, Kirchenbezirke oder kirchliche Einrichtungen ihres Zuständigkeitsbereiches.

Dieser rechtlich geregelte seelsorgerlicher Besuch soll zur Ermunterung im Glauben wie auch der Aufsicht und Prüfung der Verhältnisse in einer Kirchengemeinde dienen. Dabei wird nicht nur die Arbeit des Pfarrers, sondern das gesamte kirchliche Leben einer Gemeinde in den Blick genommen.

In der Studie wird der Ansicht widersprochen, bei der Visitation handele es sich um ein "verstaubtes Instrument der Kirchenleitung" aus vergangenen Zeiten: "Der Kirche geht nämlich Wesentliches und Förderliches verloren, wenn sie duldet, dass die Visitation ein Mauerblümchendasein fristet." Es sei auch eine zunehmende Scheu zu beobachten, Lehre zu beurteilen und sich gegebenenfalls kritisch zur Verkündigungspraxis eines Pfarrers zu äußern.

Vor diesem Hintergrund empfehlen die Autoren eine theologische Besinnung auf diesen Gemeindebesuch wie auch neue Konzepte für die Visitationspraxis. Die praktische Theologie vernachlässige die Visitation verglichen mit anderen Leitungsinstrumenten wie Supervision, kollegiale Beratung, Jahresmitarbeitergespräche oder Gemeindemanagement. Wo es keine Besuche von Kirchenverantwortlichen in den Gemeinden gebe, sollte diese Praxis wieder eingeführt werden.

12. Januar 2010

Studie „Die Visitation“