Präses Schneider rügt "unverschämte" Kritik an Käßmann-Äußerungen

Köln (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat nach Ansicht des rheinischen Präses Nikolaus Schneider mit ihren Aussagen zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan der Gesellschaft "einen riesigen Dienst getan". "Frau Käßmann hatte die sich aus dem Glauben ergebende Pflicht zur Einmischung", sagte Schneider am Mittwoch im WDR. Der Theologe und Käßmann-Stellvertreter im Ratsvorsitz sprach in der Sendung "Tagesgespräch" mit Hörern über das Thema "Die Kirche und der Krieg - wann darf, soll, muss sich die Kirche in Tagespolitik einmischen".

Der oberste Repräsentant der 2,8 Millionen rheinischen Protestanten kritisierte "grenzüberschreitende, ja unverschämte" Äußerungen zu Käßmanns Person und Meinung. Er bezweifle, dass der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), auch den vorherigen Ratsvorsitzenden der EKD, Wolfgang Huber, auf diese Weise kritisiert hätte. Robbe hatte der Bischöfin Naivität vorgeworfen und gesagt, sie habe Tausenden deutscher Soldaten das Gefühl gegeben, mit ihrem Dienst in Afghanistan gegen das Evangelium zu handeln.

Im Afghanistan habe das Militär nur dann Berechtigung, wenn es den zivilen Wiederaufbau ermögliche, betonte Schneider. Das Militär müsse einen Sicherheitsrahmen schaffen, damit sich ziviles Leben entwickeln könne. "Wenn es davon losgelöst ist, wird es zerstörerisch", warnte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der Präses widersprach Vermutungen über eine neue Ausrichtung der EKD-Spitze nach der Wahl Käßmanns. Der frühere Ratsvorsitzende Huber habe sich akademischer ausgedrückt, Käßmann spreche direkter. "Das ist ein Stilwechsel, aber keine neue Linie", sagte Schneider.

13. Januar 2010