Käßmann: 1.000-jährige Michaeliskirche ist Zeugnis des Glaubens

Hildesheim (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat die St.-Michaeliskirche in Hildesheim als ein besonderes Zeugnis des christlichen Glaubens gewürdigt. "Was für eine Vision, welche Glaubenskraft muss es gegeben haben, ein so wunderbares Gotteshaus zu errichten", sagte Käßmann am Freitag bei der Feier zum 1.000-jährigen Bestehen der Kirche. "Gebete aus 1.000 Jahren hallen hier wider." An der Feier wirkten auch Bundespräsident Horst Köhler und der katholische Bischof Norbert Trelle aus Hildesheim mit.

Michaelis habe der Zerstörung getrotzt, immer wieder hätten Menschen sie neu aufgebaut. Die zum Weltkulturerbe zählenden evangelischen Kirche stehe damit für die Hoffnung, dass Gott die Menschen nicht verlasse, sagte Käßmann bei der Feier unter dem Motto "Gottes Engel weichen nie".

Angesichts des Erdbebens in Haiti stellten Menschen erneut die Frage, wie Gott solche Katastrophen zulassen könne. Sie sei überzeugt, dass Gott kein Leid wolle und nicht durch Katastrophen strafe, sondern die Menschen in ihnen begleitete. Menschen könnten einander zu Engeln werden.

"Dabei geht es um ein Mahnen, die Katastrophen zu verhindern, gegen Krieg und Unrecht anzutreten, das ist Aufgabe der Kirche", führte die Bischöfin aus. Zugleich müsse Leid gelindert werden, durch Spenden und akute Hilfe.

Bischof Trelle, erinnerte in seinem Grußwort an das benediktinische Erbe der Kirche. Es rufe dazu auf, "dass wir einander nicht allein lassen: nicht vor der Geburt, nicht im Leben und - ganz gewiss - nicht im Sterben! Das muss doch vor allem heißen, verlässlich und helfend an der Seite derer zu stehen, die von unermesslichem Leid überwältigt werden, wie in diesen Tagen die Menschen in Haiti", betonte der Theologe.

Unter dem Motto "Gottes Engel weichen nie" soll das 1.000. Jubiläum das ganze Jahr über gefeiert werden. Geplant sind unter anderem Konzerte mit dem ehemaligen Sänger der Popgruppe "Genesis", Ray Wilson, am 7. August, und dem Bassbariton Thomas Quasthoff am 29. September. Den Abschluss bildet ein Konzert des Klarinettisten Giora Feidman am 20. November.

Zum Jubiläum wurde die Kirche für rund drei Millionen Euro umfassend saniert. Die St. Michaeliskirche in Form einer mittelalterlichen Burg wurde 1010 als Grabeskirche Bischof Bernwards von Hildesheim gegründet. Mit sechs markanten Türmen und ihrem kostbaren mittelalterlichen Deckengemälde gilt sie als herausragendes Denkmal romanischer Baukunst nördlich der Alpen. Seit 1985 gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.

15. Januar 2010

St. Michaelis in Hildesheim


Köhler ermuntert Protestanten und Katholiken zur Ökumene

Hildesheim (epd). Bundespräsident Horst Köhler hat die beiden großen Kirchen in Deutschland zur Zusammenarbeit ermuntert. "Nur gemeinsam können die Christen ihren Glauben leben", sagte Köhler am Freitag laut Redemanuskript beim Festakt zur 1000-Jahre-Feier der St. Michaeliskirche in Hildesheim. Der Zweite Ökumenische Kirchentag im Mai in München werde auf dem Weg in die Zukunft des Glaubens eine wichtige Etappe sein.

Köhler sagte, Hildesheim habe gute ökumenische Zeichen gesetzt. Unter anderem verwies er darauf, dass die evangelische Michaeliskirche 1985 gemeinsam mit dem benachbarten katholischen Mariendom in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Die gleichzeitigen Renovierungsarbeiten an beiden Kirchen nannte Köhler eine "Bekräftigung der ökumenischen Aufgaben".

St. Michaelis gilt als herausragendes Denkmal romanischer Baukunst nördlich der Alpen. Unter dem Motto "Gottes Engel weichen nie" soll das 1.000-Jahr-Jubiläum mit einen Festjahr begangen werden, das Köhler und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, gemeinsam am Freitag in Hildesheim eröffneten.

Köhler lobte in seinem Grußwort die Beteiligung von Schülern am Festprogramm. Es komme darauf an, wie man bei Kindern und Jugendlichen Begeisterung für Geschichte wecke, dann würden sie auch Anstrengungen nicht scheuen.

Beschäftigung mit Geschichte sei nicht nur notwendig, weil jede Zukunft Herkunft braucht. "Die Beschäftigung mit Geschichte ist auch ermutigend: Sie zeigt uns, was Menschen alles erreichen und schaffen können, wie sie die Welt gestalten und menschlicher machen können", sagte der Bundespräsident. Zugleich mache die Beschäftigung mit Geschichte aber auch demütig, denn sie zeige, "wie verführbar Menschen sind, wie verbrecherisch, ja barbarisch sie gegeneinander sein können".

15. Januar 2010

Grußwort des Bundespräsidenten