Pflegende Angehörige brauchen mehr Anerkennung

Berlin (epd). Mehr gesellschaftliche Anerkennung für pflegende Angehörige fordert die Präsidentin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, Christel Riemann-Hanewinckel. Riemann-Hanewinckel sagte dem epd in Berlin, wenn die Politik diese Themen vernachlässige, würden sich Allianzen außerhalb der Politik bilden: "Die Probleme sind nicht zu übersehen." Eine der zentralen Fragen sei die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.

Sie rechne mit einer ähnlichen Entwicklung wie in der Familienpolitik, sagte Riemann-Hanewinckel. Unternehmen, die fähige Mitarbeiter halten wollen, müssten selbst kreativ werden und Lösungen für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf finden. Das Pflegezeitgesetz, das die Freistellung bis zu einem halben Jahr ermöglicht, sei nur ein erster Schritt. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) kündigte am Mittwoch an, einen Rechtsanspruch auf eine zweijährige Pflegezeit für Berufstätige einführen, die sich um pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern.

Anlässlich einer für Mittwochabend geplanten Veranstaltung der Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelischen Akademie zu Berlin sagte Riemann-Hanewinckel, unter den Pflegenden herrsche oft große Unwissenheit, welche Leistungen ihnen zustünden. Sie bräuchten eine unabhängige Beratung. Diese dürfe weder allein durch die Pflegekassen erfolgen noch durch Sozialstationen. Sie forderte, die Arbeit der Pflegestützpunkte auszuwerten: "Ich fürchte, das ist bisher nicht sehr effizient gelaufen."

Die frühere Familien-Staatssekretärin und SPD-Politikerin kritisierte die Pläne der schwarz-gelben Koalition, die Pflegeversicherung um eine Kapitalversicherung zu ergänzen. "Dann gibt es die, die sich Pflege leisten können, und die, die sie sich nicht leisten können. Sie hoffe aber, dass die christlichen Parteien "diesen Weg nicht mitgehen werden".

05. März 2010