Interesse für religiöse Literatur dauert an

Gotha (epd). Für religiöse Literatur gibt es in Deutschland ein anhaltend großes Leserinteresse. Der Markt für Bücher zu Fragen der Spiritualität sowie zur Orientierung in Lebens- und Glaubensfragen "ist nach wie vor da und auch nicht klein", sagte der Vorsitzende des Evangelischen Medienverbandes in Deutschland, Wolfgang Riewe, am Mittwoch in Gotha. Die thüringische Kreisstadt ist bis Freitag Tagungsort der 5. Evangelischen Medientage zu den Perspektiven christlicher Buchverlage in Vertrieb, Marketing und Redaktion.

Religiöse Bücher hätten im vergangenen Jahr am Gesamtumsatz des deutschen Buchhandels einen Marktanteil von 22 Prozent erreicht, sagte Reinhilde Ruprecht von der Göttinger "edition Ruprecht". Damit habe dieses Segment gegenüber 2008 "kräftig zugelegt". Während der Anteil von Titeln zum Christentum im engeren Sinn mit etwa 15 Prozent stabil geblieben sei, habe es beim Marktanteil von Büchern zu anderen Religionen einen Rückgang von 17 Prozent gegeben, sagte die Verlegerin.

Für die evangelischen Kirchenzeitungen forderte der Verbandsvorsitzende Riewe neue Geschäftsmodelle, die dem rasanten Wandel in der Medienlandschaft und in der digitalen Welt Rechnung tragen. Die Zeitungen müssten ihre Stärken als Forum der Meinungsbildung mit mehr Hintergrundinformationen und Reportagen weiter ausbauen. Dagegen müsse "alles Aktuelle und Berichtende" online veröffentlicht werden, auch und nicht zuletzt als gebührenpflichtiges Angebot.

Oberkirchenrat Udo Hahn, Medienreferent im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, sagte, so sehr das Internet für die Kirche "eine mediale und nicht geringe finanzielle Herausforderung" sei, so sehr entspreche das Prinzip dem Denken und Handeln der evangelischen Kirche: "Es ist föderal und nicht hierarchisch." Das Internetangebot "evangelisch.de" sei das "Flaggschiff der evangelischen Internetarbeit". Die wachsenden Anforderungen an evangelische Internetangebote verlangten nach mehr Mitteln, sagte Hahn. Die Sicherung der materiellen Ausstattung der evangelischen Medienarbeit sei unabdingbar.

Die Evangelischen Medientage sind ein bundesweiter Branchentreff für Verleger, Publizisten, Journalisten und Buchhändler. Am Abend warnte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) in einem Gastvortrag vor einem "Glauben an die Allmacht der Medien". Stattdessen ermunterte sie zu einer kritischen Sicht, bei der "nicht nur technische, sondern auch moralische Maßstäbe" angelegt werden müssten.

Meinungs- und Pressefreiheit seien nicht grenzenlos. Das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit müsse vor der Achtung der Menschenwürde und den Persönlichkeitsrechten jedes einzelnen Bürgers zurückstehen, fügte die Regierungschefin hinzu.

Landesbischöfin Ilse Junkermann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnerte in ihrem Grußwort an die Kampagne "Gesegnete Unruhe" im vergangenen Jahr. Damit habe sich die Landeskirche in Thüringen und Sachsen-Anhalt bei über 400 Veranstaltungen deutlich in die öffentliche Diskussion über weiterhin aktuelle Fragen zu den Folgen der friedlichen Revolution von 1989 eingebracht.

11. März 2010