EKD-Friedensbeauftragter für Fortsetzung der Afghanistan-Debatte

Ganderkesee/Bremen (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, hat eine Fortsetzung der Afghanistandebatte gefordert. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann habe mit ihrer umstrittenen Neujahrspredigt aufgezeigt, wie verschleiernd die Bundesregierung über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan berichte. Dabei sei auch deutlich geworden, wie "gleichgültig" die Bevölkerung mit dem Thema umgehe, sagte der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche am Mittwochabend im Lutherstift Falkenburg in Ganderkesee.

Brahms forderte eine politische Lösung mit den afghanischen Anrainerstaaten Russland, China, Pakistan und Indien. Nach der internationalen Afghanistankonferenz Ende Januar in London habe er erwartet, dass der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) alle Parteien zu Gesprächen einlädt. "Von den USA sind solche Gespräche derzeit nicht zu erwarten. Das müssen schon die Europäer machen", sagte der Theologe und fügte hinzu: "Ich wünsche mir, dass der Außenminister seine Arbeit als Außenminister leistet."

Nach wie vor ist Brahms zufolge in Afghanistan kein Vorrang des zivilen vor dem militärischen Engagement zu erkennen. Es sei richtig, dass in vielen Regionen Afghanistans eine zivile Aufbauarbeit nur unter einem militärischen Schutzschirm möglich sei. In anderen Regionen schade jedoch die Präsenz des Militärs. Auch wenn die Bundesregierung die Entwicklungshilfe für das Land verdoppelt habe, liege diese Summe noch weit hinter den militärischen Ausgaben zurück.

"Es fehlt an Geld und Fachkräften für den zivilen Aufbau", erläuterte der Friedensbeauftragte. Offenbar sei es nicht einfach, zivile Experten zu finden. Er wisse von einem Polizisten, der freiwillig nach Afghanistan wollte, um dort als Ausbilder zu arbeiten. Dies sei ihm von seinen Vorgesetzten untersagt worden, weil die Personaldecke der Polizei in Deutschland viel zu dünn sei.

Brahms wiederholte seine Forderung nach einer klaren Abzugsperspektive. "Das ist für die Soldaten und für die afghanische Bevölkerung wichtig." Er warne aber vor einem überstürzten Abzug der Truppen.

11. März 2010