Käßmann-Buch zur Afghanistan-Debatte erschienen

Frankfurt a.M. (epd). Drei Wochen nach ihrem Rücktritt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezieht Margot Käßmann noch einmal Position im Streit um das deutsche Afghanistan-Engagement. In dem neu erschienenen Buch "Fantasie für den Frieden" verteidigt Käßmann ihre öffentlich umstrittene Kritik an dem Militäreinsatz. Krieg führe immer Unrecht, Not und Leid im Gepäck, es gebe keinen "sauberen Krieg", der Zivilisten wahrhaftig schone, argumentiert die ehemalige hannoversche Landesbischöfin.

Nach Angaben des Hansischen Druck- und Verlagshauses vom Mittwoch hat Käßmann den Text, in dem sie noch einmal die Gedankengänge aus ihrer umstrittenen Neujahrspredigt erläutert und auf einige ihrer Kritiker eingeht, kurz vor ihrem Rücktritt am 24. Februar verfasst. Käßmann hatte Ende vergangenen Monats die Konsequenz aus einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens gezogen und alle kirchlichen Leitungsämter niedergelegt.

Das Buch in der neuen Reihe edition chrismonmobil enthält den von Käßmann neu verfassten erläuternden Text, ihre Neujahrspredigt aus der Dresdner Frauenkirche sowie eine gemeinsame Stellungnahme von leitenden Geistlichen, mit der die evangelische Kirche Ende Januar auf die anschließende Debatte reagiert hatte. Käßmann hatte insbesondere mit dem Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" Kritik geerntet.

In dem nun erschienenen Buch schreibt Käßmann, der Gebrauch militärischer Gewalt sei bei der Durchsetzung von Recht und Frieden nicht prinzipiell ausgeschlossen: "Zur Verteidigung der Menschenrechte und zum Schutz von Menschenleben kann Einsatz militärischer Mittel in engsten Grenzen geboten sein." Mit der neueren evangelischen Friedensethik bejahe sie bei allen Bedenken diesen Gebrauch, doch sei es ein "Gebot der Aufrichtigkeit, einzuräumen, dass überzeugende Beispiele rar sind".

Hinweis: Margot Käßmann: "Fantasie für den Frieden oder: Selig sind, die Frieden stiften", edition chrismon 2010, ISBN 978-3-86921-038-4, 8,90 Euro

17. März 2010