Diakonie: Gerechtigkeitsfrage nicht auf Hartz IV verengen

Essen (epd). Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik hat davor gewarnt, die aktuelle Debatte über mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit auf Hartz IV zu verengen. Ausschließlich über die mögliche finanzielle Kluft zwischen ALG-II-Empfängern und vollbeschäftigten Menschen zu diskutieren, "ist in einer Gesellschaft, die nicht genügend Arbeitsplätze bereitstellen kann, äußerst merkwürdig", sagte Kottnik am Freitag in Essen.

Auf einem Festakt zum 30-jährigen Bestehen der "Neuen Arbeit" der Essener Diakonie sprach sich Kottnik für einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor aus. Dabei warb er auch für eine ganzheitliche Diskussion über Benachteiligte. "Der biblische Gerechtigkeitsbegriff ist teilhabeorientiert", erklärte der Verbandschef: "Vom Individuum auszugehen heißt, sich wirklich mit der Frage auseinanderzusetzen, was ein Mensch braucht, um beruflich tätig zu sein."

Kottnik würdigte zugleich die Arbeit der diakonischen Beratungseinrichtung in Essen. Nur mit solchen Experten könnten für Langzeitarbeitslose, Kranke oder Menschen mit fehlender Schul- oder Berufsbildung passgenaue Hilfen angeboten werden. Die Einführung der Jobcenter nannte Kottnik einen wichtigen Schritt gegen die Zersplitterung verschiedener Unterstützungsangebote. "Wir müssen alles vermeiden, was Hilfsbedürftige ausgrenzt und Hilfen unnötig kompliziert."

Kottnik sprach sich gegen eine Anhebung der Zuverdienstmöglichkeiten für Empfänger staatlicher Leistungen aus. Dies werde zu einem weiteren Anwachsen prekärer Beschäftigungsverhältnisse führen, prognostizierte er: "Mit fatalen Auswirkungen auf die Sozialversicherungen.

19. März 2010