Mit Baseball zur Konfirmation

Bonner Kirchengemeinde bringt Jugendlichen den christlichen Glauben durch Sport näher

Bonn (epd). Mit einem einfachen Baseballhandschuh fing alles an. Der Bonner Pfarrer Andreas Schneider bekam ihn von einem Zivildienstleistenden geschenkt und probierte ihn in seinem Garten aus. Dann kaufte er einen Ball und einen zweiten Handschuh dazu und nahm beides auf eine Konfirmandenfreizeit mit. "Wir haben mit vier Leuten auf der Wiese gespielt", erinnert sich der 43-jährige Theologe. "Ein Ast aus dem Wald war unser Schläger." Im Laufe der Freizeit wollten immer mehr Konfirmanden Baseball ausprobieren. Schließlich kannten alle die beliebteste amerikanische Sportart aus Hollywoodfilmen und fanden sie irgendwie "cool".

Heute ist das Baseballspiel aus der Bonner Kirchengemeinde Am Kottenforst nicht mehr wegzudenken. "Wir sind die einzige Kirchengemeinde in Deutschland, die so engagiert Baseball spielt", sagt der Pfarrer stolz. Aus dem gelegentlichen Spiel auf Konfirmandenfreizeiten entwickelte sich schnell ein regelmäßiges Training. Vor fünf Jahren organisierte Schneider zum ersten Mal ein Sommercamp, bei dem die Jugendlichen der Kirchengemeinde gegen den örtlichen Baseballverein spielten. Weil das natürlich nicht in T-Shirt und Trainingshose ging, schaffte die Kirchengemeinde Schutzanzüge, Trikots, Käppis und natürlich Schläger an.

"Zum amerikanischen Baseball gehört eine richtige Show", sagt der Pfarrer. "Und auf die wollten unsere Jugendlichen nicht verzichten." Also wird bei den Spielen das volle amerikanische Programm abgespult: Wenn die vier Mannschaften der "Saints" ("Heilige") in ihren farbigen Trikots gegeneinander antreten, machen sie sich mit einem Schlachtruf Mut. Cheerleader tanzen und feuern die Teams an. Gemeinsam wird eine Hymne gesungen, die Schneider mit einigen Jugendlichen selbst komponierte hat.

Auch die Mädchen sind von dem amerikanischen Sport begeistert. Sie feuern nicht nur an, sondern spielen auch mit. Denn anders als beim Fußball komme es beim Baseball nicht so sehr auf Kraft, sondern auf Taktik an, betont die 13-jährige Konfirmandin Stefanie. "Und da sind wir Mädchen oft sogar besser als die Jungen."

Der Baseballsport sorgte nicht nur für ein intensives Miteinander von Jungen und Mädchen in der Konfirmanden- und Jugendarbeit, er brachte auch die Jugendlichen unterschiedlicher Schulen zusammen. "Bei uns spielen Hauptschüler und Gymnasiasten in einem Team", sagt Schneider. "Das stärkt das Gemeinschaftserlebnis der Gruppe ungemein." Und genau darauf kommt es dem Theologen an. Natürlich wolle jede Mannschaft gewinnen, aber auch das Verlieren eines Spiels hat für ihn einen Sinn. "In unserem Rap heißt es, dass wir mit Würde verlieren wollen", erläutert Schneider. "Wir erkennen es an, wenn das andere Team die bessere Leistung gebracht hat, und machen uns selbst damit ein bisschen größer."

Diese Einstellung zum Baseball ist für den Pfarrer wichtig, denn in kaum einem anderen Sport müssten die Spieler so viele Fehlschläge einstecken. Von 1.000 Würfen treffen sie in der Regel nur 300. "Meistens also schlägt man daneben, und das lehrt einen, mit Niederlagen umzugehen." Baseball hat für Andreas Schneider viel mit dem Leben zu tun. "Es gibt starke Bezüge zum christlichen Glauben", meint der Pfarrer. So könne zum "Opferschlag" oder "Home-Run" im Baseball gut ein biblischer Bezug hergestellt werden. Den so angereicherten Andachten und Predigten des 43-Jährigen hören die Jugendlichen besonders aufmerksam zu.

Teamgeist, Selbstvertrauen, Orientierung und der würdevolle Umgang mit Fehlschlägen - all das will Schneider seinen Konfirmanden im Training vermitteln. Dazu holt er sich mittlerweile in den jährlich stattfindenden Sommer- und Wintercamps prominente Unterstützung: Profi-Baseballer wie die Amerikaner Chris Singleton, Luke Prihoda und Bryan Hickerson sowie der Catcher der deutschen Nationalmannschaft, Simon Gühring, trainieren die Jugendlichen der Kirchengemeinde. Sie berichten dabei über die Schattenseiten des Sports und ihren persönlichen Glauben. "Das Training mit den Jugendlichen macht uns großen Spaß", sagt Gühring. "Aber uns ist dabei auch wichtig, dass sie viel über Gott erfahren."

Ein Konzept, das offenbar aufgeht. Konfirmandinnen wie Laura jedenfalls meinen, dass sie im Baseballtraining mehr über Gott gelernt haben als in so mancher Konfirmandenstunde. "Es ist schon beeindruckend, von richtigen Stars trainiert zu werden", sagt die 13-Jährige. "Und wenn die sagen, sie gehen selbstbewusst in das Spiel, weil sie an Gott glauben, dann will ich das auch tun."

15. April 2010