Soziale Folgen der Schifffahrtskrise: Seelsorge gefragt

Bremen/Bremerhaven (epd). In der weltweiten Schifffahrtskrise sind nach Angaben der Deutschen Seemannsmission in Bremen soziale und seelsorgerliche Hilfen mehr denn je gefragt. Viele Seeleute litten unter der ungewissen und angespannten Situation, sagte Geschäftsführer Heiner Radke am Dienstag dem epd. "Ihre Heuern fielen durch fehlende Überstunden geringer aus oder wurden zum Teil gar nicht ausbezahlt." Das Statistische Bundesamt veröffentlichte am Dienstag neue Zahlen zum Seegüterumschlag in den deutschen Häfen, der 2009 um mehr als 17 Prozent einbrach.

"Viele Seeleute wollten zuerst nichts von Krise wissen und redeten auch aus Scham die Lage schön", sagte der Bremerhavener Seemannsdiakon Thomas Reinold. Mit der Zeit habe dann die Zahl der Schiffe zugenommen, die ohne eine Charter in den Häfen wochen- und monatelang auf einen neuen Auftrag gewartet hätten. "Dann kamen immer mehr Männer mit der Angst um ihren Arbeitsplatz zu uns", sagte Reinold, der im Team den Seemannsclub "Welcome" am Container-Terminal in Bremerhaven leitet.

"Es war neu, dass auch deutsche und europäische Seeleute um ihren Job bangten", ergänzte Radke. In finanzieller Not hätten Reedereien und Personalagenturen die soziale Verantwortung für die betroffenen Crewmitglieder immer weiter weg geschoben. Wer seinen Job verliere, müsse zurück in sein Heimatland, wo es oft kaum Hilfen gebe - "weder für die Seeleute selbst noch für ihre Familien".

Reinold sagte, die Krise habe gerade auf den südostasiatischen Philippinen für Not gesorgt: "Viele Männer sind arbeitslos geworden, die Schlangen vor den Personalagenturen für die Schiffe wurden lang und länger." Mittlerweile sei zwar ein Aufwärtstrend spürbar, räumte Reinold ein: "Aber die Arbeitsverträge sind jetzt kurzfristiger und laufen oft über drei oder vier Wochen. Früher waren es Jahre." Die Philippinen stellen als seefahrende Nation traditionell einen Großteil der Besatzungsmitglieder an Bord vieler Handelsschiffe.

Die Deutsche Seemannsmission unterhält ein weltweites Netz von 17 Stationen im Ausland, unter anderen in Lomé (Togo), Durban (Südafrika), New Orleans (USA), Valparaiso (Chile) und Hongkong. In Deutschland gibt es 16 Stationen, die von eigenständigen Inlandsvereinen getragen werden. Insgesamt sind bei der Deutschen Seemannsmission nach eigenen Angaben mehr als 700 Haupt- und Ehrenamtliche aktiv, um den Menschen an Bord und in den Häfen mit sozialen und seelsorgerlichen Hilfen zur Seite zu stehen.

21. April 2010

Deutsche Seemannsmission