Evangelische Theologen: Islam-Lehrstühle nur als Modellversuche

Berlin (epd). Die Einrichtung islamisch-theologischer Lehrstühle an deutschen Universitäten sollte nach Einschätzung der evangelischen Kirche und evangelischer Theologen zunächst nur Modellcharakter haben. Ein "gangbarer Weg" für die Imam-Ausbildung an staatlichen Hochschulen fehle noch, sagte der Bischof von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, am Mittwochabend in Berlin bei einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Hein ist kirchlicher Vorsitzender des Kontaktausschusses zwischen EKD und den evangelisch-theologischen Fakultäten.

Der Wissenschaftsrat hatte im Februar empfohlen, für die Ausbildung von islamischen Religionslehrern und Vorbetern in Moscheen an bis zu drei staatlichen Universitäten das neue Fach Islamische Studien einzurichten. Für die Bestimmung der Lehrinhalte und für die Personalauswahl soll ein Beirat eingerichtet werden, in dem Islam-Verbände sowie unabhängige Muslime vertreten sein sollen, so der Vorschlag des Wissenschaftsrats.

Bischof Hein äußerte sich beim "Treffpunkt Gendarmenmarkt" skeptisch zum Beirats-Modell. Das könne nur eine Übergangslösung sein und dürfe nicht dazu führen, dass das "verlässliche Gegenüber", das die Kirchen im Verhältnis zum Staat bildeten, ersetzt werde. Es dürfe nicht dazu kommen, dass es zwischen den theologischen Fakultäten und den Kirchen keine Beziehung mehr gebe.

Die islamische Theologie müsse unter den Bedingungen des öffentlichen Wissenschaftssystems etabliert werden. Das bringe eine Öffnung für kritische Selbstreflexion mit sich, sagte Hein. Das müsse exemplarisch versucht werden, "ohne dass auf schleichendem Weg der Modellcharakter zum normativen Vorbild wird".

Der Vorsitzende des evangelisch-theologischen Fakultätentages, Jens Schröter, nannte die Idee eines Beirates eine "Notlösung". Es sei ein genuines Interesse der Kirchen, dass der Beirat kein Modell werde für das Verhältnis zwischen den theologischen Fakultäten und den verfassten Religionsgemeinschaften. Da die Ausbildung von Pfarrern und Religionslehrern eine der Aufgaben der theologischen Fakultäten sei, sei der Bezug zu den Kirchen sinnvoll und notwendig.

06. Mai. 2010